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scheint noch möglich, ihr Halt zu gebieten und abzuhelfen. Soviel
steht fest, daß man angefangen hat, die schon verödeten Tempel wieder
zu besuchen und die lange unterlassenen Opfer wieder darzubringen
und den Unterhalt für die Opfertiere, für den sich selten ein Käufer
fand, wieder zu vergeben. Daraus kann man leicht ersehen, wie viele
Menschen wieder auf den rechten Weg gebracht werden können, wenn
man ihnen die Möglichkeit zur Reue gibt.
b) Trajan an Plinius.
Mein Sekundus, bei der Untersuchung gegen die Personen, die dir
als Christen angezeigt waren, hast du das Verfahren beobachtet, das
dir die Umstände geboten. Freilich läßt sich im allgemeinen nicht be¬
stimmen, was sozusagen eine feste Norm abgäbe. Aufspüren soll man
sie nicht. Werden sie aber angegeben und überführt, so sind sie zu
bestrafen, so jedoch, daß jeder, der leugnet Christ zu sein und dies
durch die Tat bezeugt, nämlich durch Anrufung unserer Götter, trotz
alles Verdachtes wegen seiner Vergangenheit auf Grund seiner Reue
Verzeihung erhalten soll. Den ohne Namensunterschrift eingereichten
Anklageschriften jedoch darf bei keinem Verbrechen Folge gegeben
werden: denn das gäbe ein sehr schlechtes Beispiel und wäre unserer
Zeit nicht würdig.