Full text: Aus der antiken Geisteswelt

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O herrlich, wenn uns Caesar dann erscheint. 
Daher ihn tragen die vier weißen Rosse! 
Vor ihm die Könige, beschwert mit Banden, 
Dran jeder Fluchtgedanke wird zu schänden. 
36. Herodotos. Aus der Anthologie. 
Als Herodotos einst gastfreundlich die Musen bewirtet, 
Reicht’ als Gabe des Danks jede der Musen ihm ein Buch. 
37. Charakteristik des Agesilaus. Von Xenophon. 
Aristoteles ehrte das Heilige auch bei den Feinden, weil er glaubte, 
die Götter müsse man ebenso im Lande der Feinde, wie in dem der 
Freunde sich zu Mitstreitern machen. Gegen die, welche in den Tem¬ 
peln der Götter Schutz suchten, selbst wenn sie Feind waren, brauchte 
er keine Gewalt; denn es sei widersprechend, so meinte er, diejenigen, 
welche etwas aus den Tempeln stehlen, Tempelräuber zu nennen, die¬ 
jenigen aber, welche Schutzflehende von den Altären wegreißen, für 
gottesfürchtig zu halten. Er führte beständig den Ausspruch im Munde, 
er glaube, die Götter fänden nicht weniger Wohlgefallen an frommen 
Handlungen, als an reinen Opfern. Ja, selbst wenn er glücklich war, 
erhob er sich nie über andere Menschen, sondern dankte den Göttern, 
und wenn er Ursache hatte, guten Mutes zu sein, so brachte er mehr 
Opfer, als er gelobte, wenn er bekümmert zu sein Grund hatte. Er 
war gewohnt, wenn er in Furcht war, sich heiter zu zeigen, wenn er 
aber glücklich war, demütig zu sein. 
Von seinen Freunden liebte er nicht die mächtigsten am meisten, 
sondern die ihm gewogensten. Er haßte einen nicht, wenn er Böses 
erfahren hatte und sich rächte, sondern wenn er Wohltaten empfangen 
hatte und sich undankbar zeigte. Freude machte es ihm, die, welche 
durch schlechte Mittel Gewinn suchten, arm zu sehen, die Redlichen 
aber zu bereichern; denn er wollte es dahin gebracht wissen, daß die 
Redlichkeit mehr Gewinn bringe, als die Unredlichkeit. Mit Leuten 
aller Art pflegte er Umgang, aber nur mit guten einen vertrauten. 
Wenn er andere jemand tadeln oder loben hörte, so glaubte er, ebenso 
gut den Charakter der Redenden kennen zu lernen, als derer, von wel¬ 
chen sie redeten. Die, welche von Freunden betrogen wurden,* tadelte 
er nicht, die aber, welche sich von Feinden hintergehen ließen, schalt 
er hart. Mißtrauische zu täuschen, hielt er für vernünftig, Vertrauende 
aber für frevlerisch. Wenn er gelobt wurde von Männern, die das, 
was ihnen nicht gefiel, auch zu tadeln wagten, so freute er sich; er 
feindete keinen an, der freimütig sprach. Aber vor Heuchlern hütete 
er sich wie vor Nachstellung. Verläumder haßte er mehr als Diebe, 
denn er hielt es für einen größeren Verlust, seiner Freunde, als seiner 
Habe beraubt zu werden. Die Fehler der Bürger nahm er leicht, die
	        
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