Full text: Das Altertum bis zur römischen Kaiserzeit (Bd. 1)

Die Herrschast der Macedonier. 
von denen aus sich besonders durch die griechischen Kaufleute 
europäisches Wesen in der Umgegend einbürgerte. Sehr viele 
Kolonien trugen den Namen ihres Gründers. Es gab ein Alexan- 
briet in Ägypten, in Arien, in Arachosien, ein Alexandria ßschata 
(— das äußerste) im nordöstlichen Teile des Reiches. Auch ließ 
er vornehme junge Orientalen in griechischer Sprache erziehen und 
im griechischen Heeresdienste ausbilden und nahm viele Asiaten 
in sein Heer auf, so daß zuletzt nur noch der Kern der Truppen 
aus Macedoniern bestand. Endlich beförderte er auch Heiraten 
zwischen Europäern und Asiatinnen. 
Über manche dieser Einrichtungen, besonders über die Proskhnesis 
waren die Macedonier aufs höchste erbittert, und es entstand sogar eine 
Verschwörung gegen das Leben des Königs. Der junge Philotas, der 
Sohn des Feldherrn Parmenio, wurde der Teilnahme an der Verschwörung 
verdächtig und zum Tode verurteilt, Parmenio selbst auf Alexanders Be- 
fehl ohne Gericht getötet. Auch der griechische Philosoph Kallisthenes, 
ein Schüler des Aristoteles und Jugendgenosse Alexanders, der sich der- 
üchtlich über die kniefällige Verehrung äußerte, fiel dem gleichen 33er¬ 
dachte zum Opfer. Der früher mäßige Herrscher gab sich in seinen letzten 
Jahren gerne üppigen Gelagen hin, um nach seinen erschöpfenden Stra- 
pazen Zerstreuung zu suchen. Bei einem solchen Gastmahle trat Klitus 
den übertriebenen Schmeicheleien der Höflinge entgegen und reizte im 
Trünke durch Spottrede den König. Da tötete dieser den Freund und 
Lebensretter mit eigener Hand durch einen Speerwurf. Tiefste Reue quälte 
fortan Alexander über die frevelhafte Tat seines Ungestüms. 
e) Der Feldzug nach Indien (327—325). In Baktrien und 
Sogdiana hielt sich Alexander zwei Jahre auf, weil er bei den 
dortigen Stämmen hartnäckigen Widerstand niederzukämpfen hatte 
und zugleich Vorkehrungen zu einem Feldzuge nach Indien treffen 
konnte. 
Die Inder sind das östlichste der indogermanischen Völker. Sie 
waren von Westen in das Stromland des Indus und Ganges ein- 
-gewandert und hatten hier einen dunkelfarbigen Menschenschlag, die Paria, 
unterworfen. Das Volk war in Kasten eingeteilt, von denen die Priester- 
faste der Brahmanen die vornehmste war; die geknechteten Paria bildeten 
rine verachtete Mensch entlasse. Als obersten Gott verehrten die Inder 
den Brahma. Eigentümlich war der Glaube an die Seelenwanderung 
und die Wiedergeburt nach dem Tode. 
Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde die Lehre der Brahmanen durch 
Buddha umgestaltet. Er verwarf den Unterschied der Kasten, predigte 
allgemeine Menschenliebe, Mäßigung der Leidenschaften und Entsagung 
-und lehrte, daß der Fromme, durch Büßungen und Selbstentäußerung
	        
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