Das zweite Triumvirat.
275
vor. Indem der junge Octavianns nun aus seinem eigenen Ver-
mögen die im Testamente ausgesetzten Legate bezahlte, gewann er
unter den Veteranen und Freunden Casars Anhang. Zugleich
machte er hierdurch der republikanisch gesinnten Senatspartei unter
Cicero neuen Mut, die vor dem entschlossenen und gebieterischen
Auftreten des Antonius zaghaft zurückgewichen war. Cicero wagte
es schon, im Senate gegen ihn die erste seiner sogenannten phi-
lippischen Reden zu halten (2. Sept. 44).
Das Volk hatte Antonius die Provinzen Gallien (außer Rar-
bonensis) zuerkannt, obgleich das cisalpinische Gallien bereits
D. Brutus zuerteilt war. Als aber nun Antonius mit einem
Heere in die Provinz des Decimus eindrang und seinen Gegner
in Mutina belagerte, einigte sich Octavianus, der sich trotz
seiner Jugend mit bewundernswerter Geschicklichkeit zwischen den
streitenden Parteien bewegte, mit der jenem feindlichen Mehrheit
des Senates. Dieser beschloß Antonius zu bekriegen
und sandte die beiden Konsuln des Jahres 43, A. Hirtius und
C. Vibius Pansa. sowie den zum Proprätor ernannten Octavian,
der bereits selbständig eine große Streitmacht aus Cäsars Veteranen
gesammelt hatte, gegen ihn ab. Es kam bei Mütina zu einer
Schlacht, in der Antonius besiegt wurde (43). Da beide Konsuln
in den Kämpfen gefallen waren, so übertrug der Senat dem Cäsar-
mörder D. Brutus den Oberbefehl gegen Antonius.
c) Einigung der Cäsarianer. Aber Octavian hatte nur, dem
Drange der Umstände nachgebend, für die Senatsmehrheit und die
Republikaner Partei ergriffen. Jetzt, wo diese sich schon über ihn
hinwegsetzen zu können meinten, wechselte er seine Rolle. Er zog
an der Spitze seiner (8) Legionen, deren altgediente Soldaten im
Andenken an Cäsar nicht unter dessen Mörder dienen mochten, vor
Rom, ertrotzte, noch nicht 20 Jahre alt, für den Rest des Jahres
das Konsulat und ließ alsbald die Achtung über Cäsars Mörder
verhängen.
D. Brutus war inzwischen Antonius gefolgt, der über die
Alpen gezogen war und sich mit dem Cäsarianer M. Amilius
Lepidus, dem Statthalter des narbonensischen Gallien, ver-
einigt hatte. Auf die Kunde von den Vorgängen in Rom fiel
der größte Teil der Truppen von D. Brutus ab. Als er sich
zum Heere des M. Brutus in Macedonien flüchten wollte, wurde
18*