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unglücklichen Schlacht bei Portiers (1356) wurde
der französische König Johann gefangen und nach
England gebracht. Unten Karls V kluger Verwaltung
war sein tapferer Felvherr, Bertrand du Guee-
clin, siegreich, und die Engländer verloren ihre mei-
sten Besitzungen; desto verderblicher aber wrrrde der
Kampf mit England unter dem wahnsinnigen Karl VI,
da innere Unruhen die Noch des Landes vergrößerten.
Die Engländer waren seit dem großen Siege bei
Azin co urr ( 1415) überall glücklich, und es wurde
durch einen feierlichen Vertrag (1422) ihrem Könige
die Thronfolge in Frankreich zugesichert und die ewige
Vereinigung beider Reiche verabredet De6 Unglück-
lichen Karl'S Sohn, Karl VII, nahm dennoch den
Nahmen eines Königs von Frankreich an (1422),
obgleich nur ein kleiner Theil des Reiches ihn aner¬
kannte. Der kleinen Heldenfchar, die für Karls
Sache stritt, blieben die Engländer sieben Jahre über-
'legen; der König wurde so sehr gedrängt, daß ihm
fast nur die Stadt Bourges mit ihrem Gebiete übrig
blieb, und zum Unglücke überließ er sich in dieser Lage
dem Genüsse des Vergnügens, statt Kampf und rühm¬
liche Gefahren 311 suchen. Das Glück war ihm endlich
doch günstiger, als er es verdiente. Orleans, seine
veste Stadt an der Loire, wurde von den Engländern
seit einigen Monaten belagert und war trotz der tapferen
Vcrtheidigung ihres Befehlshabers in großer Gefahr,
da erschien ein Landmädchen, aus Dom-Remy an den
Ufern der Maas, Johanna d'Arc, ungefähr acht¬
zehn Jahre alt, von frommer Schwärmerei und Be¬
geisterung erfüllt, vor dem bedrängten Könige. Sie
sei von Gott gesandt, sprach sie, die Stadt Orleans
zu entsetzten und den König nach Rheims zu führen,
damit er dort nach alter Sitte gekrönt werde. Sie
legte nun männliche Kleidung an, und führte ein
Schwert, das auf ihre Nachweisung Ln einer Dorf-