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Actium lieferte, war lange unentschieden. Endlich verließ Kleopatra
mit ihren Schiffen verräterisch die Schlacht; Antonius, von seiner Leiden-
schaft geblendet, folgte ihr und ließ seine Flotte und sein Landheer im
Stich. Jetzt vollendete M. Vipsanius Agrippa die Niederlage der Flotte:
auch, das Landheer streckte die Waffen, nachdem es vergebens 7 Tage aus
die Rückkunft seines Führers gewartet hatte. I
Im folgenden Jahre rückte Octavian durch Syrien zur Verfolgung
des Feindes gegen Ägypten vor. Die Flotte des Antonius ging im
Hafen von Alexandrien zu dem Gegner über; sein Landheer wurde nach
leichtem Widerstande geschlagen, und die Hauptstadt Alexandrien mußte
sich ergeben, 1. Aug. 30. Antonius tötete sich selbst. Die treulose
Kleopatra suchte anfangs den Sieger zu gewinnen; aber als ihr dieses
nicht gelang, gab sie sich durch Gift oder den Biß giftiger Nattern den
Tod. Ägypten wurde eine römische Provinz, und so ging das letzte
Reich, welches aus der Monarchie Alexanders d. Gr. entstanden war,
in das römische Reich auf. — Im ganzen waren in dem letzten Zeit-
räume der Republik 6 neue Provinzen gewonnen: 1. Gallia Narbonensis
(120), 2. Bithynien (74), 3. Kreta (67), 4. Cilicien (64), 5. Syrien
(64), 6. Ägypten (30).
Rückblick. Hatte Rom unter der Königsherrschaft fein Gebiet bereits
über einen Teil Latinms ausgedehnt, fo machte die Republik bei der Tüch- jf l> —
tigfeit und unermüdlichen Ausdauer der Bürger bald neue Erwerbungen. } ^Vl
Ganz Latium, Samninrn und das übrige Mittelitalien, Unteritalien und ? ^
Sicilien und endlich auch Oberitalien wurden unterworfen. Weiter streckte^ J j
das kriegerische Rom seine Hand nach den . Staaten ayn., ber Küste des
mittelländischen Meeres aus: £<SplAen, Maceöbnien, Griechenland, Klein-? ' ^ j
asten und das (Miet von Karthago mürben römische Provinzen., ^ Syrien,
die Reiche Voröerasiens, ffiaflie& und ÄMpien krönten bald das stolze
Gebäude der neuen~$Beltherrfchaft. Schon entwickelte sich bei dem Römer
ber Gebanke, baß er berufen sei, bem Erbkreise bie Gesetze vorzuschreiben,
bie Streitigkeiten ber Völker zu schlichten unb ber Welt ben Frieden zu
geben. — Im Innern nahmen die politischen Kämpfe einen stetigen
Verlauf zu einer immer größeren Beteiligung der Massen an der Gesetz¬
gebung und Verwaltung des Staates. Nur der Senat blieb eine Art
von aristokratischer Körperschaft, und bie höheren Ämter waren, wenn auch
nicht nach dem Gesetze, so doch in der That nur den Reichen und Vor¬
nehmen zugänglich. Auch blieb trotz des demokratischen Grundsatzes der
Gleichberechtigung ber Anteil an bem Verfassungsleben nur aus bie römischen
Bürger beschränkt. Alle bie, welche außerhalb bes engen Kreises des
römischen Vollbürgertums stauben, waren von ber thätigen Teilnahme an
der Gesetzgebung und Verwaltung ganz ausgeschlossen. An bieiem Bestände