Full text: Das Altertum (Bd. 1)

— 26 — 
seinen reichen Landbesitz und auf den Ruhm seiner Vorfahren {ptQoyovmv 
<xq£tt]) stützte. Er konnte sich in ritterlicher Muße der Übung in den 
Waffen hingeben und zugleich die allgemeine Ausbildung gewinnen, die 
in jener Zeit hauptsächlich in einer gewissen Fertigkeit kurzer und treffender 
Rede bestand. So erscheint denn der Adel zugleich als der gebildete Teil 
des Volkes (yvolgifioi), als die Schönen und Braven (xalol xäyad-oi). 
Die Nichtadligen. bei ihrem kleineren Besitztum gezwungen, Ackerbau 
oder Handwerke zu treiben, konnten sich dem Staatsleben nicht ungeteilt 
hingeben und waren von der Regierungsgewalt ganz ausgeschlossen. So 
entwickelte sich also die Aristokratie, d. h. die Verfassung, bei der die 
Staatsregierung in den Händen einer bevorrechteten Klasse, des Adels, 
beruht. Da die dorischen Staaten durch Eroberung entstanden waren 
und die Unterworfenen nur ein kleines Landlos behielten, so war es 
natürlich, daß sich hier meistens eine aristokratische Herrschaft des dorischen 
Adels entwickelte. 
Z. Die Oligarchie. Aus der Aristokratie entwickelte sich meistens 
im Laufe der Zeit, zumal wenn der Adel jede Berschwägernng mit dem 
Nichtadel verschmähte, die Oligarchie. Einige durch Reichtum und An- 
sehen hervorragende Adelsfamilien setzten sich allmählich in den meistens 
erblichen Besitz der höchsten Ämter, während die Verarmten die Rechte 
ihres Standes nicht zu behaupten vermochten. So entstand die Oligarchie, 
d. h. eine Verfassung, in der nicht der ganze Adel, sondern nur eine 
bestimmte geschlossene Zahl des Adels die Regierungsgewalt ausübt. 
4. Die Tyraunis. Wenn die Oligarchen. wie dies meistens geschah, 
sich beim Volke verhaßt gemacht hatten, so benutzte oft ein Mann aus 
dem Adel diese Gelegenheit, um, gestützt auf die Gunst des Volkes, die 
Alleinherrschaft zu erringen. Zunächst setzte dann das bedrückte Volk die 
Erfüllung seiner Forderungen durch, welche sich meistens auf Landausteilung 
und Schuldenerlaß, bisweilen auch auf das Recht ehelicher Verbindung 
mit dem Adel erstreckten. War so die starre Oligarchie gebrochen, so 
stellte sich der Tyrann an die Spitze des Staates und bemächtigte sich 
der Burg und des Staatsschatzes. Naturgemäß richteten die Tyrannen 
ihr Hauptaugenmerk auf die Niederhaltung des hohen Adels, während 
das Volk von ihnen meistens milde behandelt wurde. Sie begünstigten 
die Künste und Wissenschaften, verschafften dem niederen Volke durch 
Bauten und gemeinnützige Unternehmungen Gelegenheit zum Erwerbe, 
beförderten den Handel, knüpften Verbindungen mit den benachbarten 
Fürsten an und führten eine glänzende Hofhaltung. Der Name Tyrann
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.