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seinen reichen Landbesitz und auf den Ruhm seiner Vorfahren {ptQoyovmv
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Waffen hingeben und zugleich die allgemeine Ausbildung gewinnen, die
in jener Zeit hauptsächlich in einer gewissen Fertigkeit kurzer und treffender
Rede bestand. So erscheint denn der Adel zugleich als der gebildete Teil
des Volkes (yvolgifioi), als die Schönen und Braven (xalol xäyad-oi).
Die Nichtadligen. bei ihrem kleineren Besitztum gezwungen, Ackerbau
oder Handwerke zu treiben, konnten sich dem Staatsleben nicht ungeteilt
hingeben und waren von der Regierungsgewalt ganz ausgeschlossen. So
entwickelte sich also die Aristokratie, d. h. die Verfassung, bei der die
Staatsregierung in den Händen einer bevorrechteten Klasse, des Adels,
beruht. Da die dorischen Staaten durch Eroberung entstanden waren
und die Unterworfenen nur ein kleines Landlos behielten, so war es
natürlich, daß sich hier meistens eine aristokratische Herrschaft des dorischen
Adels entwickelte.
Z. Die Oligarchie. Aus der Aristokratie entwickelte sich meistens
im Laufe der Zeit, zumal wenn der Adel jede Berschwägernng mit dem
Nichtadel verschmähte, die Oligarchie. Einige durch Reichtum und An-
sehen hervorragende Adelsfamilien setzten sich allmählich in den meistens
erblichen Besitz der höchsten Ämter, während die Verarmten die Rechte
ihres Standes nicht zu behaupten vermochten. So entstand die Oligarchie,
d. h. eine Verfassung, in der nicht der ganze Adel, sondern nur eine
bestimmte geschlossene Zahl des Adels die Regierungsgewalt ausübt.
4. Die Tyraunis. Wenn die Oligarchen. wie dies meistens geschah,
sich beim Volke verhaßt gemacht hatten, so benutzte oft ein Mann aus
dem Adel diese Gelegenheit, um, gestützt auf die Gunst des Volkes, die
Alleinherrschaft zu erringen. Zunächst setzte dann das bedrückte Volk die
Erfüllung seiner Forderungen durch, welche sich meistens auf Landausteilung
und Schuldenerlaß, bisweilen auch auf das Recht ehelicher Verbindung
mit dem Adel erstreckten. War so die starre Oligarchie gebrochen, so
stellte sich der Tyrann an die Spitze des Staates und bemächtigte sich
der Burg und des Staatsschatzes. Naturgemäß richteten die Tyrannen
ihr Hauptaugenmerk auf die Niederhaltung des hohen Adels, während
das Volk von ihnen meistens milde behandelt wurde. Sie begünstigten
die Künste und Wissenschaften, verschafften dem niederen Volke durch
Bauten und gemeinnützige Unternehmungen Gelegenheit zum Erwerbe,
beförderten den Handel, knüpften Verbindungen mit den benachbarten
Fürsten an und führten eine glänzende Hofhaltung. Der Name Tyrann