Full text: Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 (Bd. 2)

d) Römerzug, 1081—1084. Nach dem Tode des Gegenkönigs 
wandte sich Heinrich gegen den Papst. Er belagerte Rom drei Sommer 
hindurch und bot dem Papste die Aussöhnung an, wenn er ihn krönen 
wolle. Als aber Gregor die Krönung verweigerte, schloß er mit den 
Römern einen Vertrag, wonach beide Teile sich dem Ausspruche einer 
vom Papste nach Rom ausgeschriebenen Kirchenversammlung zu fügen 
versprachen. Indes da Heinrich mehrere Bischöfe durch Sperrung der 
Wege an der Reise nach Rom hinderte, wurde eine Vereinbarung un- 
möglich gemacht. Im Frühjahr 1084 rückte er wieder vor Rom. ließ 
Clemens III. feierlich zum Papste weihen und empfing nebst semer 
Gemahlin Bertha von ihm die Kaiserkrone. Gregor, in der Engelsburg 
eingeschlossen, wurde von Robert Guiscard befreit. Der Kaiser, 
der Macht Roberts nicht gewachsen, zog sich zurück; aber da die Nor- 
mannen in Rom furchtbar wüteten, so entstand eine Mißstimmung gegen 
Gregor. Er verließ daher, der Treue der Römer mißtrauend, nach dem 
Abzüge der Normannen die Stadt, begab sich nach Salerno, erneuerte 
hier den Bann gegen den Kaiser und starb bald daraus (1085). Aus 
dem Sterbebette ließ er sich von den umstehenden Kardinälen die Ver- 
sicherung geben, weder den Kaiser noch den Gegenpapft in den Schoß 
der Kirche wieder aufzunehmen, wenn sie nicht ihrer Würde entsagten. 
Seine letzten Worte waren: „Ick habe die Gerechtigkeit geliebt und das 
Unrecht gehaßt, daher sterbe ich in der Verbannung." 
Schon boten die sächsischen Grafen dem Kaiser Frieden und Aus- 
söhnung an. wenn er seinen Gegenpapst fallen lassen und den recht- 
mäßigen Papst Urban II. anerkennen wolle; aber Heinrich wurde von 
seinen Anhängern auf der einmal betretenen Bahn weiter getrieben. 
e) Zweiter Zug nach Italien. 1090-97. Auf Anraten Urbans 
vermählte die verwitwete Gräfin Mathilde sich mit dem Sohne des Herzogs 
Wels von Bayern. Da Mathilde hierdurch einen gefährlichen Anhang 
gewann, so begab sich der Kaiser abermals nach Italien (1090). um 
seine Feindin völlig zu vernichten. Zwar löste sich die Verbindung 
Mathildens mit dem jungen Wels bald wieder, und auch der Herzog 
Wels söhnte sich mit dem Kaiser aus und erhielt sein Herzogtum Bayern 
zurück Aber der Papst Urban entfaltete jetzt eine große Tätigkeit. 
Während er die christliche Welt zur Begeisterung für einen Kampf gegen 
den Islam hinriß, gewann er zugleich in Italien immer mehr Vorteile, 
und felbst das Bürgertum der lombardischen Städte erklarte sich für 
ihn. Des Kaisers Macht in Italien war gebrochen. Der bestimmende
	        
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