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der Venetianer eifersüchtigen Genuesern, Constantinopel wieder, machte
dem lateinischen Kaisertum dadurch ein Ende und brachte das Herrscher-
haus der Paläologen auf den Thron.
5. Friedrich II., 1215 -1250.
§ 79. Friedrich II. war nach Begabung und Bildung der bedeu-
tendste unter den Staufern, tüchtig als Feldherr, noch größer als Staats-
mann. Mehr Italiener als Deutscher wollte er vor allem sein schönes
sicilisches Reich zur Hauptstütze seiner Macht machen; von diesem festen
Bollwerk aus sollte der Kampf gegen den Papst, welcher einer Vereinigung
des statischen mit dem deutschen Reiche widerstrebte, geführt werden. Die
deutschen Fürsten wurden durch übermäßige Zugeständnisse zur Unterstützung
dieser Politik gewonnen. Aber wie vordem Friedrich I. unterlag er im
Kampfe mit den lombardischen Städten, den alten Bundesgenossen der
Päpste.
1. Römerzug (1220). Solange sein Gegner Otto lebte,
bewies sich Friedrich dem Papste Jnnocenz und dessen Nachfolger
gefügig. Nach Ottos Tode aber zeigte er deutlich, wie wenig er sein
feierliches Versprechen, das sicilische Reich nie mit der deutschen und der
Kaiserkrone zu vereinigen, zu halten gesonnen sei. Er ließ seinen Sohn
Heinrich, den Erben Siciliens, welchem er bereits das Herzogtum
Schwaben übertragen hatte, zu seinem Nachfolger in Deutschland ernennen
(1220) und verlieh den geistlichen Fürsten fast völlige Landeshoheit, um
unbehindert durch die deutschen Verhältnisse seine ganze Kraft auf Italien
richten zu können. Dann trat er 1220 seinen Römerzug an und erhielt
von Honorins III. die Kaiserkrone, wofür er der Kirche alle von
Jnnocenz III. gewonnenen Besitzungen gewährleisten und Beistand gegen
die Ketzer geloben mußte.
Der fünfte Kreuzzug, 1228- 1229.
2. Wie sehr die Begeisterung für die Kreuzzüge damals alle Ge¬
müter erfüllte, bewies das eigentümliche Unternehmen der Kinderkreuzzüge.
Von einem begeisterten Hirtenknaben in der Gegend von Vendüme
(am Loir) wurde der Gedanke der Kinderkreuzzüge angeregt (1212). Ganze
Scharen von Knaben sammelten sich um ihn, und sie gelangten. 30 000
an der Zahl, bis Marseille. Hier wurden sie größtenteils von Sklaven¬
händlern auf Schiffe gelockt und in Ägypten als Sklaven verkauft. Am
Rhein sammelte sich gleichfalls eine große Anzahl deutscher Knaben, welche
in regellosem Zuge bis Brundisium zogen. Der dortige Bischof hinderte
ihre Einschiffung; die jugendlichen Pilger kamen größtenteils auf dem Rück-
wege um.