Full text: Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 (Bd. 2)

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gepaart, traten schamlos zu Tage. Mit der Unwissenheit ging ein 
greulicher Aberglaube Hand in Hand. Das scheußliche Unwesen der 
Aerenvrozesse erreichte besonders in dieser Zeit eine furchtbare Höhe. 
Die Hexenprozesse hatten namentlich seit dem Ende des 15. Jahr¬ 
hunderts in Deutschland größere Ausdehnung gewonnen. Die Hexerei wurde 
als eine Art von Ketzerei betrachtet. Der Prozeß wurde nach dem von 
dem Inquisitor Jakob Sprenger entworfenen „Malleus maleficarum" (1487) 
geführt; die für schuldig Befundenen wurden zum Feuertode verurteilt. 
Das Unwesen wurde noch ärger, als durch die Carolina oder die peinliche 
Halsgerichlsordnung Kaiser Karls V. (1532) die Folter bei der gericht- 
lichen Untersuchung allgemein eingeführt wurde. Erst der Jesuit Friedrich 
von Svee (f 1635) trat mit Erfolg gegen das Verfahren bei den Hexen- 
Prozessen auf. In den protestantischen Landesteilen ieiänjvfte der Rechts¬ 
gelehrte Christian Thomasius, Professor in Halle ^, 1728/» den Hexen- ? 
glauben und die Tortur. ^ 
4. Die politische Schwäche Deutschlands. Das deutsche Reich 
hörte aus längere Zeit auf. eine Macht ersten Ranges zu sein; es 
war nur noch ein Bund von Fürsten, welche die Reichstage durch ihre 
Bevollmächtigten beschickten. Auch die geistige Kraft des Volkes war 
auf lange Zeit lahm gelegt. Die Deutschen, früher stolz darauf, das 
erste Volk der Christenheit zu sein, gefielen sich jetzt in blinder Nach- 
äffung des Auslandes. Diese eitle Vorliebe für das Fremde trug auch 
die mit allerlei Fremdwörtern überladene Sprache zur Schau, ein Un- , y 
wesen, dem die sprachreinigenden Gesellschaften, wie der Palmenorden ^ ' /: 
und die Pegnitzschäfer, ohne rechten Erfolg entgegenwirkten Dte^Ge- ^ 
schmacklosigkeit und Ideenarmut der Heit ^^elt sich besonders än^der ^ 
zweiten schleichen Dichterschule, in den Werken -M^enstein und 
Hoffmannswaldäu.^äö. " "diesfnT ^tei^rg^ge des geistigen Lebens v, 
begannen die höheren Stände sich mit der französischen Bildung zu ' 
^ befreunden. • -xaV i 
Geschichtlich - geographische Übersicht der Länder Europas 
um 1648. 
§ 127. 1. In Deutschland waren nächst den Habsburgern 
die wichtigsten regierenden Häuser: a) Das Haus Hohenzollern, welches 
außer dem brandenburgischen Kurlande ^ Cleve, die westfälische Mark, 
Ravensberg, Minden, Halberstadt, Hinterpommern und das von Polen 
lehnsabhängige Herzogtum Preußen besaß, b) Das Haus Wittels¬ 
bach, dessen ältere Linie die 8. oder pfälzische Kurwürde und dessen
	        
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