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er sich jetzt gegen die italienischen Herren und Bischöffe,
sogar gegen den Pabst selbst viel gewalttätiger als zu¬
vor, und unterfing sich sogar, auf päbstlichem Gebiete Fe¬
stungen zu erbauen. Darüber liefen von allen Seiten
bei König Otto Klagen ein. Berengar aber achtete
auf keine Abmahnnngsbefehle, und so kam es so weit,
daß Otto sich gezwungen sah, einen zweiten Kriegszug
nach Italien zu unternehmen (961). Er trat denselben,
nachdem er seinen ältesten Sohn, Otto, der damals
erst sechs Jahr alt war, zu seinem Nachfolger hatte er¬
wählen lassen. Ludolph, Otto's erstgeborner Sohn
war schon früher gestorben.
Berengar kam ihm mit einem zahlreichen Heere
entgegen; in dem entscheidenden Augenblicke wurde er
aber von den meisten Anführern, die er sich zu Feinden
gemacht hatte, und ihrer Mannschaft verlassen. Ohne
Widerstand rückte nun Otto bis Mailand vor, wo er
zum König ausgerufen und mit der eisernen Krone ge¬
krönt wurde. Der abgesetzte Berengar hingegen, den
er gefangen nahm, mußte mit seiner Gemahlin nach
Deutschland wandern und zu Bamberg, welche Stadt
ihm als Verbannungsort angewiesen wurde, sein Leben
beschließen.
Der neue König von Italien setzte nun seinen Zug
nach Rom fort, wo damals Johann XII. auf dem
pabstlichen Stuhl saß. Otto ließ sich von ihm zum
Kaiser krönen. Er hatte versprochen, sciir Beschützer zu
werden; zugleich aber bekam Johann einen strengen
Herrn an ibm. Die Pàbste waren, wie ihr wisset, schon
lange gewohnt, die Kaiser und Könige als ihre Unter¬
gebenen zu behandeln; Otto aber nahm sich vor, sie
eines Besseren zu belehren, und gab Johann in ganz
unverblümten Worten zu erkennen, daß nicht der Kaiser
ihm, sondern er dem Kaiser unterworfen und verbunden