Full text: Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart (Bd. 3)

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Unterdes hatte auch das französische Heer in Süddeutschland glück- 
liche Fortschritte gemacht. Durch M o r e a u s Sieg bei Hohen- 
linden in Bayern (östlich von München) über den jungen Erzherzog 
Johann (2. Dez. 1800) sah sich Österreich, obwohl es sich gegen Eng- 
lafib verpflichtet hatte, keine einseitigen Unterhandlungen anzuknüpfen, doch 
zum Frieden von Luneville (Dsp. Menrthe) genötigt, welcher auf 
der Grundlage des Friedens von Campo Formio abgeschlossen wurde 
(9. Febr. 1801). Das linke Rheinufer verblieb bei Frankreich; die dadurch 
benachteiligten Fürsten sollten durch Säkularisation geistlicher Gebiete und 
Mediatisiernng mehrerer Reichsstädte entschädigt werden. Diese Ent- 
schädigungen wurden aber erst nach zwei Jahren zu Regensburg 
in dem Reichsdeputationshauptschluß festgesetzt (1803). Hier 
erhielt Österreich zum Ersätze für die Abtretung des Breisgaus an 
den Herzog von Modeua die Bistümer Briden und Trient; Preußen 
Hildesheim und Paderborn, ein Drittel von Münster, Erfurt nebst dem 
Eichsfelde und einige Reichsstädte und Abteien. Auch Bayern. Württem- 
berg und Baden wurden ansehnlich vergrößert. Der Großherzog von 
Toskana bekam als Besitzer von Salzburg die Kurwürde, trat aber 
sein Großherzogtum unter dem Namen eines Königreichs Etrurien an 
Parma ab; auch Baden, Württemberg und Hessen wurden zu Kurfürsten- 
tümern erhoben. Der Fürst von Oranien erhielt für den Verlust der 
Erbstatthalterwürde die Abteien Fulda und Corvey und die Stadt Dort- 
mund. Von allen Bistümern blieb nur Mainz unter einem Reichserz- 
kanzler (Dalberg), wenngleich mit wesentlich geändertem Besitzstände, übrig 
(Afchaffenbnrg, Regensburg, Wetzlar eingetauscht gegen das linksrheinische 
Mainz). Durch diese Säkularisation wurde die bisherige Vielherrschast 
in Deutschland bedeutend eingeschränkt. Die Zahl der freien Reichsstädte 
(51) wurde auf sechs herabgesetzt: Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt 
a. M., Augsburg und Nürnberg. Da der russische Zar Paul sich von 
den Engländern beleidigt fühlte, welche das eroberte Malta für sich be- 
hielten, so trennte er sich ganz von der Koalition und schloß mit Schweden 
und Dänemark einen Neutralitätsvertrag, dem später auch Preußen 
beitrat. Als der für das altrussische Wesen schwärmende Herrscher von 
einer Gegenpartei am Hofe gestürzt und ermordet war (März 1801) 
und sein Sohn Alexander I. (1801—1825) auf dem Throne folgte, 
schloß auch England, wo Pitt aus dem Ministerium ausgetreten war, 
mit der Republik den wenig günstigen Frieden zu Amiens, worin es 
auf alle gemachten Eroberungen außer Ceylon und Trinidad verzichtete,
	        
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