Full text: Römische Geschichte (H. 2)

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diese Wehrlosigkeit Roms sich zu nutze zu machen. Also wurde ein 
förmlicher Vertrag zwischen den beiden Ständen geschlossen und seier- 
lich beschworen. Die Plebs kehrte nach Rom zurück und erhielt zu 
ihrem Schutz einen eigenen plebejischen Magistrat, die Volkstribunen 
(tribuni plebis). Diese jährlich von der Plebs erwählten Tribunen, 
erst 2, dann 5 und schließlich 10, wurden für unverletzlich (sacro- 
sanctus) erklärt, so daß jeder, der sich an ihrer geheiligten Person 
vergreifen würde, den Göttern verfallen und geächtet sein sollte. 
Sie hatten das Recht, jeden Befehl eines Beamten, gegen den ein 
Bürger ihre Hülse anrief, durch ihren Einspruch (intercessio) un¬ 
gültig zu machen, aber nur innerhalb der Stadt, nicht im Felde bei 
den Heeren. Sie gewannen ferner sehr bald die Befugnis, jeden, 
der die Gerechtsame der Plebs verletzte, zu strafen und nötigenfalls 
vor das Gericht der Plebs zu ziehen, und auch anderer Sachen wegen 
die Plebs zu versammeln und von ihr Beschlüsse (plebiscitum) fassen 
zu lassen, die zwar nicht als gültige Gesetze angesehen wurden, immer- 
hin aber schwer ins Gewicht fielen. Man nannte diese Versamm¬ 
lungen der Plebs Tributkomitien (comitia tributa), weil die Plebs 
sich nach Bezirken (tribus) versammelte, deren es beim Beginn der 
Republik 20 gab und die allmählich bis zu 35 vermehrt wurden. 
Damit hatten die Tribunen die Macht, die ganze Staatsverwal- 
tung zu hemmen und namentlich auch die Aushebung der Soldaten 
zu verhindern, und sie benutzten diese Macht schonungslos, ein Zuge¬ 
ständnis nach dem anderen den Patriciern abzupressen. So wurde 
Rom mehr als vier Jahrzehnte hindurch durch innere Unruhen schwer 
zerrüttet, und die Nachbarstaaten versäumten natürlich nicht, die Lähmung 
der römischen Kraft für sich zu benutzen. Aus dieser Zeit beständiger 
Unruhen und Kriege wird von der Sage die Geschichte Coriolans 
und die der Fabier besonders hervorgehoben und ausgeschmückt. 
Coriolanns, ein heftiger Feind der Plebs, mußte vor einer An- 
klage der Tribunen die Stadt verlassen und flüchtete rachedürstend 
zu den Volskern. Diese nahmen den kriegskundigen und tapferen 
Mann gern auf und erneuerten unter seiner Führung den Krieg gegen 
die Römer. Nun rückte Coriolan siegreich bis Rom vor und würde 
die Stadt erobert haben, wenn ihn nicht die ernsten Mahnungen seiner 
Mutter zur Umkehr bewogen hätten. Er wurde deshalb von den
	        
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