Full text: Römische Geschichte (H. 2)

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ihre Stadt verlassen mußten und nur noch das Kapitol besetzt halten 
konnten. Jetzt wurde die Stadt von den Galliern geplündert und 
eingeäschert und das Kapitol mit aller Macht angegriffen. Die Be¬ 
satzung widerstand heldenmütig; alle Stürme wurden abgeschlagen 
und auch eine versuchte Überrumpelung von dem durch das Schnattern 
der heiligen Gänse erweckten tapferen Marcus Manlius vereitelt. 
Aber die Gallier harrten sieben Monate lang aus, und der Mangel 
an Lebensmitteln zwang endlich die Römer, den Abzug der Feinde 
durch ein hohes Lösegeld zu erkaufen. Daß nun gerade der verbannt 
gewesene Held Camillus mit den nach Veji geflohenen Römern 
herbeigekommen sei, die Auszahlung des Geldes verhindert und 
die Gallier gänzlich geschlagen habe, ist wohl nur eine Erfindung 
des römischen Stolzes, der es nicht ertragen konnte, daß die ewige 
Stadt einmal mit Gold von dem Feinde losgekauft sein sollte. 
Die gallische.Eroberung brachte großes Elend über die ärmeren 
römischen Bürger. Die Häuser waren zerstört, Ackergerät und Vieh- 
stand vernichtet und die Fluren verwüstet. Überall trat die bitterste 
Armut zu Tage: die Stadt wurde ärmlich wieder aufgebaut mit 
engen und krummen Straßen und kleinen und dürftigen Häusern, 
und sehr viele Bürger mußten ihre Grundstücke verpfänden, um nur 
den dringendsten Bedürfnissen zu genügen. Diese Not benutzten die 
Patricier im Interesse ihres Standes. Sie brachten die ohnehin 
harten Schuldgesetze auf das strengste in Anwendung; sie ließen den 
Retter des Kapitols, Marcus Manlius, der sich der armen Bürger 
annahm, als Hochverräter vom tarpejischen Felsen stürzen, und als 
nun die große Masse der Plebs genügend eingeschüchtert war, wurde 
es ihnen leicht, die reichen Plebejer mehrere Jahre hindurch ganz 
von den höchsten Ämtern fern zu halten. Aber die Folge dieses ge- 
waltsamen Vorgehens konnte schließlich doch nur die sein, daß die 
reichen und angesehenen Plebejerfamilien, die sich bereits gewöhnt 
hatten zu den Patriciern zu halten, sich nun wieder mit ihren ärmeren 
Standesgenossen vereinigten, und daß noch einmal die gesamte Macht 
der Plebs den Patriciern entgegentrat. Die Volkstribunen Gajus 
Licinius Stolo und Lucius Sextius beantragten in den Tribut- 
komitien, daß an Stelle der Konsulartribunen künftig wieder Konsuln 
gewählt werden sollten und daß von den beiden Konsuln der eine
	        
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