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ihre Stadt verlassen mußten und nur noch das Kapitol besetzt halten
konnten. Jetzt wurde die Stadt von den Galliern geplündert und
eingeäschert und das Kapitol mit aller Macht angegriffen. Die Be¬
satzung widerstand heldenmütig; alle Stürme wurden abgeschlagen
und auch eine versuchte Überrumpelung von dem durch das Schnattern
der heiligen Gänse erweckten tapferen Marcus Manlius vereitelt.
Aber die Gallier harrten sieben Monate lang aus, und der Mangel
an Lebensmitteln zwang endlich die Römer, den Abzug der Feinde
durch ein hohes Lösegeld zu erkaufen. Daß nun gerade der verbannt
gewesene Held Camillus mit den nach Veji geflohenen Römern
herbeigekommen sei, die Auszahlung des Geldes verhindert und
die Gallier gänzlich geschlagen habe, ist wohl nur eine Erfindung
des römischen Stolzes, der es nicht ertragen konnte, daß die ewige
Stadt einmal mit Gold von dem Feinde losgekauft sein sollte.
Die gallische.Eroberung brachte großes Elend über die ärmeren
römischen Bürger. Die Häuser waren zerstört, Ackergerät und Vieh-
stand vernichtet und die Fluren verwüstet. Überall trat die bitterste
Armut zu Tage: die Stadt wurde ärmlich wieder aufgebaut mit
engen und krummen Straßen und kleinen und dürftigen Häusern,
und sehr viele Bürger mußten ihre Grundstücke verpfänden, um nur
den dringendsten Bedürfnissen zu genügen. Diese Not benutzten die
Patricier im Interesse ihres Standes. Sie brachten die ohnehin
harten Schuldgesetze auf das strengste in Anwendung; sie ließen den
Retter des Kapitols, Marcus Manlius, der sich der armen Bürger
annahm, als Hochverräter vom tarpejischen Felsen stürzen, und als
nun die große Masse der Plebs genügend eingeschüchtert war, wurde
es ihnen leicht, die reichen Plebejer mehrere Jahre hindurch ganz
von den höchsten Ämtern fern zu halten. Aber die Folge dieses ge-
waltsamen Vorgehens konnte schließlich doch nur die sein, daß die
reichen und angesehenen Plebejerfamilien, die sich bereits gewöhnt
hatten zu den Patriciern zu halten, sich nun wieder mit ihren ärmeren
Standesgenossen vereinigten, und daß noch einmal die gesamte Macht
der Plebs den Patriciern entgegentrat. Die Volkstribunen Gajus
Licinius Stolo und Lucius Sextius beantragten in den Tribut-
komitien, daß an Stelle der Konsulartribunen künftig wieder Konsuln
gewählt werden sollten und daß von den beiden Konsuln der eine