Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

178 
Das Zeitalter der Reformation. 
war (vgl. § 91), verließ die Nation, durch jahrhundertelange Glanbenskämpfe 
gestählt und durch strenge kirchliche Disziplin mit Hingebung und Be- 
geisterung für den reinen katholischen Glauben erfüllt,1 ihre Sonderstellung 
und übernahm unter den habsbnrgischen Königen die Führung in Europa. 
Im Südosten endlich bildete das osmanifche Weltreich eine beständige 
Gefahr für das christliche Europa. 
Eine völlige Neugestaltung erfuhr dieses europäische Staatenfystem wie 
das gesamte geistige Leben des Abendlandes durch die deutsche Reformation. 
A. Das Zeitalter der Reformation (1517—1555). 
1. Die deutsche Reformation vom Auftreten Luthers bis zum 
Nürnberger Religionsfrieden (1517—1532). 
§ 96. Dr. Martin Luther bis zum Ausscheiden aus der alten Kirche. 
Luther Martin Luther, geboren am 10. November 1483 zu Eisleben, war 
(1483-1546). fcer Sohn eines aus Möhra in Thüringen zugewanderten armen Berg- 
mannes. Als der Vater bald darauf nach Mansfeld übersiedelte, besserten 
sich seine Verhältnisse, so daß er daran denken konnte, feinem Sohne eine 
gelehrte Bildung zu geben. Der Knabe besuchte die Schulen in Mansfeld, 
Magdeburg und Eisenach. Im Jahre 1501 bezog er die Universität Erfurt, 
zunächst, um nach dem Wunsche des Vaters Jura zu studieren. Den 
humanistischen Kreisen blieb er fern, obwohl er die Alten las und wegen 
ihrer praktischen Lebensweisheit schätzte. Nachdem er (1505) Magister artium 
geworden war, trat er, von quälenden Zweifeln getrieben, in das Augustiner- 
kl oft er ein und unterwarf sich hier der strengsten Askese, ohne innerlich 
Ruhe zu finden. Der Ordensvikar von Staupitz verwies ihn auf_ das 
Studium der Heiligen Schrift und der Kirchenväter, besonders des Augustinus. 
Zum Priester geweiht, siedelte er (1508) nach Wittenberg über und ent- 
faltete daselbst im Dienste feines Ordens als Seelsorger, Prediger und 
Professor an der jungen Universität (vgl. § 94) eine vielseitige Tätigkeit. 
Hier bildete er bereits die Grundgedanken seiner Lehre aus. 1511 weilte 
er im Austrage seines Ordens in Rom. 
Der Ablaß- In weiteren Kreisen wurde Luther durch den Ablaßstreit bekannt. 
,treit- Im Jahre 1517 schrieb Papst Leo X. für alle, die einen Geldbeitrag zum 
Neubau der Peterskirche in Rom (vgl. § 90) leisten würden, einen Ablaß, 
d. h. Erlaß der Kirchenbuße und der zeitlichen Sündenstrafen, aus und 
beauftragte den Erzbifchof Albrecht von Mainz, ihn auszuteilen. In 
deffen Diensten verkündete der Dominikanermönch Johann Tetzel in 
Kurbrandenburg und dem Erzbistum Magdeburg den „vollkommensten 
Erlaß aller Sünden"; im benachbarten Kursachsen hatte Friedrich der Weise 
ihm den Ablaßhandel untersagt. Obgleich die ihm erteilte Anweisung aus- 
i Die Inquisition (vgl. § 59) wurde in Spanien damals ein königliches Institut; 
der erste „Großinquisitor" Torquemada hat Tausende von Ketzern dem Feuertode 
überliefert.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.