Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit,
insbesondere der Preußisch-deutschen Geschichte.
I. Das Zeitalter der Entstehung und Entwicklung
der Großmächte im 17. und 18. Jahrhundert.
§ 1. Allgemeine Übersicht. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts
und das 18. bilden zu dem Zeitalter der Reformation und der Religions-
kriege keinen ausgesprochenen Gegensatz, sondern lediglich eine Er-
Weiterung der bisherigen Juteresseukreise. Nach wie vor wird die Politik
vielfach von dogmatisch-kirchlichen Interessen beherrscht; auch weiterhin wendet
sich die Staatskunst der Ausgestaltung der Staatsgewalt und der Aus-
dehnnng des Staatsgebietes zu.
In dieser Zeit vollzieht sich das Emporkommen der europäischen
Großmächte, indem die einen sich von den bereits vorhandenen Grund-
lagen aus zu ihrer jetzigen Größe entwickeln, andere sich neu bilden.
Dagegen verfällt diejenige Macht, die in den Religionskriegen ihre Kräfte
am stärksten eingesetzt hatte, die spanische Monarchie, so daß die kleinen
Niederlande mächtiger wurden als das Reich, von dem sie sich getrennt
hatten.
Während in Frankreich im 17. Jahrhundert das absolute König-
tum in seiner vollkommensten Form ausgestaltet wird, gewinnt in Eng-
land durch eine Reihe innerer Kämpfe die parlamentarische Verfassung
die Herrschaft. Dadurch erlangt das England des 17. Jahrhunderts später,
seit der Zeit der „Aufklärung", für das kontinentale Europa eine geradezu
vorbildliche Bedeutung. Österreich-Ungarn wird durch seine glücklichen
Türkenkriege zu einer wirklichen Großmacht. Diesen Mächten erliegt am
Anfange des 18. Jahrhunderts die spanische Monarchie; sie (und die Nieder-
lande) vergrößern sich in Europa und in den Kolonien auf Kosten Spaniens.
Im 18. Jahrhundert tritt Rußland, dessen Macht bisher nur nn-
bedeutend gewesen war, in die Reihe der Großmächte ein; vor seinem
Angriffe sinkt Schweden von der Höhe herab, auf die es Gustav Adolf
erhoben hatte, und Polen wird fast zu einem Klientelstaate Rußlands.
Zuletzt erhebt sich Brandenburg-Preußen zum Range einer europäischen
Macht.