Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

42 XV. Deutsche Malerei. 
76. Alfred Rethel, Karl der Große in der Sarazenenschlacht bei Cordova. Aachen. 
Äer Vollender des von Cornelius Erstrebten ist Alfred Rethel aus Aachen, der 
Schöpfer der Fresken aus der Geschichte Karls des Großen im Krönungssaal des Aachener 
Rathauses. Von der gesunden Kraft und Leidenschaft seines Talents, dessen mehr zeichnerische 
Qualitäten ihn ebenso wie Cornelius gerade für den großen Freskostil befähigten, gibt 76 
einen Begriff: Kaiser Karl erbeutet hochgeschwungenen Schwerts das Sarazenenbanner vom 
Fahnenwagen selbst und verbreitet dadurch Schrecken unter den entsetzt fliehenden Feinden- 
im Hintergrund die Mauern und Türme von Cordova. Den Pferden sind auf Befehl Karls 
die Augen verbunden, damit sie nicht vor den fratzenhaften Feldzeichen der Sarazenen scheuen. 
Hinter Karl der Crzbischof Turpin. Meisterhaft ist die Hauptszene in die gotische Lünette 
hineingestellt. Seine Holzschnittfolge „Ein Totentanz aus dem Jahre 1848" knüpft stofflich 
und technisch an Holbein (V 63,64) an und schildert mit den einfachsten, der Technik des 
Holzschnittes entgegenkommenden Mitteln und doch wahrhaft monumental, wie der Tod 
in die friedliche Stadt einreitet, durch trügerische Reden das Volk zur Empörung auf- 
reizt, um es schließlich auf dem sechsten und letzten Blatt (78) als lorbeerbekränzter Sieger 
über die Barrikade reitend und sein siegreiches Banner schwingend grausam zu verhöhnen. 
Auch die beigegebenen Texte sind echt volkstümlich: 
Der sie geführt, es war der Tod! Seht hin! die Maske tat er fort; 
Er hat gehalten, was er bot. Als Sieger, hoch zu Rosse dort, 
Die ihm gefolgt, sie liegen bleich, Zieht, der Verwesung Hohn im Blick, 
Als Brüder alle, frei und gleich. Der Held der roten Republik. 
Aber auch den Friedebringer Tod weiß er wie kein anderer zu schildern (77). 3m muschel¬ 
geschmückten Pilgergewande, die Pilgerflasche zur Seite, ist der Tod kurz vor Sonnenunter- 
gang leise in des alten Türmers Stube getreten und läutet nun an des im Lehnstuhl ent- 
schläferten Alten Statt den Bürgern dort unten den Abendsegen, ihm selbst das Toten- 
glöcklein. Einen müden Pilger abzuholen, hat er sich selbst in das Gewand der Pilgerschaft 
gekleidet; daß er nicht Brauen, sondern den Frieden bringt, das sagen uns die Palmen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.