§ 34. 35 Die Hebung der Landeskultur. — Friedrichs d. Gr. Jugend.
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zu; deshalb war die Erwerbung Magdeburgs für ihn so wichtig, da sich
Stettin damals noch in schwedischen Händen befand. Die Brandenburger und
Lausitzer Tuchmanufaktur erhielt durch Lieferungen für die Armee lohnenden
Absatz; auch wurde ihr eine Ausfuhr ihrer Erzeugnisse nach den nordischen
Ländern eröffnet.
Für die Hebung der geistigen Bildung sorgte der Große Kurfürst Geistige
durch Gründung der Universität Duisburg, Friedrich III. durch die von Bildung.
Halle, wo A. H. Francke (§31) und Chr. Thomasins, der Vorkämpfer
gegen Folter und Hexenglauben, wirkten. Unter ihm entwickelte sich auch m
Berlin, namentlich in der französischen Kolonie, reges geistiges Leben. Hier
stiftete Friedrich die Akademie der Künste und (1700) nach dem Plane
von Leibniz die Akademie der Wissenschaften. Nering und Schlüter
schmückten die Stadt mit den ersten einer königlichen Residenz würdigen Bauten,
z. B. dem Zeughause. Schlüter schuf auch das Denkmal des Großen Kur-
fürsten und leitete die Erweiterung des Schloßbaues in Berlin; das von
ihm begonnene Schloß in Lietzen, dem Lieblingsaufenthalte der Königin, den
Friedrich nach ihrem Tode Charlottenburg nannte, vollendete Eofander
von Goethe.
Bei Friedrich Wilhelm I. durften wissenschaftliche und künstlerische Be-
strebungen auf Förderung nicht hoffen, kaum daß er die geschaffenen Ein-
richtungen weiter bestehen ließ. Dagegen sprach er zuerst den Gedanken der
allgemeinen Schulpflicht aus und suchte ihn durchzuführen, wenn auch Allgemeine
an seine volle Verwirklichung zunächst noch nicht zu denken war. Schulpflicht.
F. Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
§ 35. Friedrichs Jugend und Regierungsantritt. Friedrich war Friedrich-
geboren am 24. Januar 1712. Seine Erziehung lag in den Händen der r$tet,un9'
französischen Erzieherin seines Vaters, später eines französischen Emigranten
und zweier ostpreußischer Offiziere und beruhte auf einer vom Könige
eigenhändig entworfenen Instruktion. Diese forderte Unterricht in der
Religion und Moral, der Geschichte der letzten 150 Jahre und der Erd-
künde, im Deutschen und Französischen so viel, daß der Prinz beide
Sprachen schreiben und sprechen könne. Er sollte früh lernen, mit seinem
Gelde hauszuhalten, und durch körperliche Übungen, Unterricht in Zeichnen,
Mathematik und Befestigungswesen zum Offizier vorgebildet werden.
Bald nach feiner Einsegnung (1727) begann die Entfremdung zwischen 3«mütfni«
ihm und seinem Vater. Sie hatte ihren Hauptgrund in der starken Ver- Röntge,
fchiedenheit der geistigen Veranlagung beider und mußte, da beide herrische
Naturen von ungewöhnlicher Willenskraft waren, rafch zu einem tiefgehenden
Zerwürfnis führen. Dem einfachen, geraden, nur aufs Praktische gerichteten
Sinne des Vaters war der phantasiereiche, glänzend begabte Sohn mit
feinem tiefen Wifsensbedürfnis, seinen ästhetischen Neigungen, feiner mufv