Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

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Das Zeitalter Friedrichs des Großen. 
§36 
Die beiden ersten Schlesischen Kriege. 
TodKarlsvi. § 36. Der erste Schlesische Krieg (1740—1742) und der Beginn 
(1740)' des Österreichischen Erbfolgekrieges (1741—1748). Karl VI. stand noch 
in den besten Mannesjahren, als er plötzlich (im Herbste 1740) starb. 
Da mit seinem Tode der Mannesstamm des Hauses Habsburg erlosch, 
mußte nunmehr die Pragmatische Sanktion (vgl. § 24) in Kraft treten. 
Von den Kurfürsten Karl Albert von Bayern und August III. von 
Sachsen war sie jedoch nicht anerkannt worden. Beide Fürsten waren 
mit Töchtern Kaiser Josephs I. vermählt und erhoben daher, von Frank- 
reich unterstützt, Anspruch auf Teile der österreichischen Monarchie. 
Friedrichs Diesen Zeitpunkt hielt Friedrich II. für geeignet, unter Verzicht auf 
au^fSchlchen. das Herzogtum Berg (§ 31) die alten Ansprüche seines Hauses auf die 
schlesischen Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlan zu erneuern 
(vgl. § 27 unb das über Schwiebns Gesagte §§ 29 und 30). Außerdem 
besaßen die Hoheuzolleru ein Anrecht auf das Fürstentum Jägerndors, 
das schon im 16. Jahrhundert von einer jüngeren Linie ihres Hauses 
erworben worden war; Markgraf Johann Georg, ein Bruder des Kur- 
sürsten Johann Sigismund und Anhänger Friedrichs V. von der Pfalz, 
war jedoch nach dessen Sturze daraus vertrieben und geächtet worden. 
Einmarsch Friedrichs Anerbieten, gegen Anerkennung seiner Ansprüche aus Schlesien 
in Schlesien. -n ^em bevorstehenden Kriege für Maria Theresia und bei der Kaiserwahl 
für ihren Gemahl Franz Stephan (vgl. § 24) einzutreten, wurde vom Wiener 
Hofe schroff abgelehnt. Daraufhin rückte der König (im Dezember 1740) 
in Schlesien ein und bemächtigte sich binnen sechs Wochen des ganzen 
Landes bis auf die Festungen Glogau, Brieg und Neiße. Hierbei unter¬ 
stützte ihn der mangelhafte Verteidigungszustand desselben und der Abfall 
feiner Bewohner, die von der österreichischen Mißregierung mit ihrem 
schweren Steuerdrucke und dem vom Kaiserhofe geübten religiösen Ge¬ 
wissenszwange befreit zu werden hofften. Schon Anfang Januar zog 
Friedrich in Breslau ein; nachdem sodann (im März) Glogau durch einen 
nächtlichen Handstreich gefallen war, rüstete er sich zur Einschließung von 
Brieg und Neiße. 
Unterdessen rückte der österreichische Feldmarschall Graf Neipperg 
von Mähren her über Neiße unbehelligt bis Brieg vor, um dem Könige, 
der mit der größeren Hälfte seines Heeres in Oberschlesien stand, das 
Land wieder zu entreißen, vermochte jedoch dessen Vereinigung mit den 
Monwitz übrigen verfügbaren Truppen nicht zu hindern und erlag bei Mollwitz 
(1i7ti)tiI (10- April) nach anfangs siegreichem Vordringen seiner Reiterei der helden¬ 
mütigen Tapferkeit und Mannszucht des vom Grafen Schwerin befehligten 
Fußvolkes. Er zog sich hierauf wieder uach Neiße zurück, so daß auch 
Brieg bald darauf kapitulieren mußte. 
Ausbruch des Die Erfolge der preußischen Waffen ermutigten auch die übrigen 
folgchiegSs" ®e9ner der Maria Theresia, Bayern, Sachsen, Spanien und Frankreich, 
dessen Politik Kardinal Flenry leitete, zum Losschlagen. Auch Friedrich
	        
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