IÖ2 Die Blütezeit der Republik unter der Herrschaft des Senats
für den Staat eine neue Gefahr. Gegenüber den Entrechteten
waren alle vier Stände sich einig: die Senatoren (Amtsadel), die
Ritter (Geldadel), die Bürger und Bauern, die Freigelassenen. In
unaufhörlichen Verschwörungen machte die Erbitterung des fünften
Standes sich Luft. Ströme von Blut erstickten die Sklavenaufstände
in Sizilien.
Zu spät erkannte man in Rom, daß Großwirtschaft mit Sklaven¬
betrieb niemals den Wert einer freien Bauernschaft ersetzen kann.
an11 der italische Bauernschaft hatte die Schlachten des Hannibalischen
italischen Krieges geschlagen und Rom die Weltherrschaft erkämpft. DerUnter-
schaft" gang der italischen Bauernschaft richtete Italien zugrunde
{latifundia perdidere Italiam). Schon machte sich bei der Aushebung
Menschenmangel bemerkbar. Der kriegerische Geist erlosch. Die
strenge Kriegszucht des Heeres lockerte sich. Mit der Beseitigung
des Vermögensnachweises als Grundlage der Aushebung wurde das
Bürgerheer zum Berufs- und Söldnerheer (§ 130, 3).
zurück- Wie der Adel gegen die Bürgerschaft sich abschloß, so schloß
dSerTtaii- sich die städtische Bürgerschaft in selbstsüchtiger Verblendung gegen
Bundes- Latiner und italische Bundesgenossen ab, um im Alleinbesitz der
genossen Herrschaft zu bleiben. Latinische Kolonien wurden nicht mehr
gegründet. Die Erwerbung des Bürgerrechts wurde den Latinern
erschwert, unrechtmäßige Aneignung mit Ausweisung bestraft. Die
Unzufriedenheit im Lager der Zurückgesetzten wurde zu einer Gefahr
für den Staat.
§ 133. Griechische Einflüsse. Angeborener Sinn für Recht und
Ordnung, rechnender Verstand und kluge Rücksicht auf den eigenen
Vorteil befähigten die Römer, einen großen, wohlgeordneten Staat
zu gründen, in dem schließlich die ganze alte Welt aufging. Aber
dieselben Eigenschaften verwehrten es ihnen, aus eigener Kraft
eine höhere Kultur zu schaffen. Die Kultur des römischen Welt¬
reiches war griechischen Ursprungs. Seit Beginn der Geschichte
Roms sind griechische Einflüsse bemerkbar (§116). Sie wuchsen mit
der Entwickelung Roms zur Weltmacht und durchdrangen am
Ende alle Lebensverhältnisse.
dMgriechi Die erste römische Silbermünze, der Denar, wurde 269 im Werte
sehen der attischen Drachme ausgeprägt, die im Verkehr des östlichen
schart" Mittelmeeres allgemeine Geltung erlangt hatte. Das Rechnungs¬
wesen baute sich auf dem in Sizilien üblichen Dezimalsystem auf.
Die Rechts- und Staatswissenschaft lehnte sich schon zur Zeit der
Zwölftafelgesetzgebung an griechische Vorbilder an (§ 121). Nicht minder
die Kriegswissenschaft, in deren Anwendung die Römer ihre Lehr¬
meister so unendlich übertrafen, und die Heilkunde. Ein Grieche
aus dem Peloponnes ließ sich 219 als erster Arzt in Rom nieder und
erwarb hier das römische Bürgerrecht. Das Unterrichts wesen, von