Vorgeschichte
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wurde. Immer aber änderte sich die Sprache im Munde der
Stammfremden, da diese die fremde Sprache nach ihrer Weise aus-
sprachen. Die Sprache vereinigte nun die Menschen, die auf einem
bestimmten Gebiet wohnten, zu einem Volk, das infolge des Ein¬
flusses der geographischen Lage und der Mischung verschiedener
Rassen eine eigentümliche Kultur entfaltete. So entstanden allmäh¬
lich Nationen mit einem starken Gemeinsamkeitsgefühl und mit Nationen
großer Anhänglichkeit an ihr Land. Im Zusammenhang aber von
Nation und Land bildeten sich die Staaten, Kulturgemeinschaften
mit bestimmter Rechtsordnung.
Welches die ursprünglichen Stämme gewesen sind, also die
Gemeinschaften, bei denen Rasse und Sprache noch zusammenfiel,
läßt sich nur zum Teil nachweisen. Doch gab es wohl einen afrika- Afrika
nischen Stamm, der allmählich weiter nach Süden gedrängt wurde und
dessen Reste die heutigen Hottentotten und Buschmänner
sind, später kamen von Norden die Kaff er n, auf die die sogenannten
Bantusprachen zurückgehen, und die Neger, während die Nubier
zwischen Negern und Hamiten (s. u.) stehen. Auch die amerikanischen Amerika
Indianer, vielleicht von Asien her über die Beringstraße eingewandert,
bildeten wohl ursprünglich einen Stamm. Nördlich von ihnen ge¬
hören die Hyperboräer (z. B. Eskimos) zu einer besonderen Ge¬
meinschaft. Im stillen und indischen Ozean haben sich von ihren
Ursitzen in der Gegend der großen Sundainseln weit verbreitet die
Malaien, die die Papua und Australier zurückdrängten oder
assimilierten. In Asien gab es im Osten einen Stamm, von dem sich Asien,
einerseits Chinesen und Siamesen, andererseits Tibeter und Bir¬
manen herleiten. Eine eigentümliche Urbevölkerung fand sich in
Hinterindien, die man austro-asiatisch nennt. Von ihr stammen
die Anamiten. Ein anderer Zweig jenes östlichen Urvolkes
wandte sich über Korea nach den großen Inseln, wo durch Ver¬
mischung mit Hyperboräern (Ainos) das Volk der Japaner ent¬
stand. Zwischen Ural und Altai wohnte ein Stamm, der sich außer¬
ordentlich weit verbreitete. Von ihm stammt die Urbevölkerung
Nordeuropas, von der die heutigen Lappen und Finnen Reste sind,
andere Bestandteile kamen später nach Südeuropa, so Hunnen,
Avaren, Magyaren, Türken. Nach Osten gingen Mongolen und
Mandschu. Auch die Sumerier, die Urbevölkerung von Babylonien
gehörten wohl ihm an. Ein anderer Stamm, die Drawida, bildete
die Urbevölkerung von Indien. Die Ur-Semiten gingen wohl von Semiten
Arabien aus, verschmolzen mit den Hetitern in Palästina zu den
Juden, im Niltal mit nubischen Stämmen zu den Ägyptern. Den Nor¬
den Afrikas bewohnten die Berbern, die man als Hamiten mit den
Ägyptern zusammenfaßt. Vielleicht gehörten zu ihnen auch die
Iberer, die Urbevölkerung von Südeuropa, deren Sprache in der
der Basken fortlebt. Ob auch die Etrusker hierher zu zählen sind,