Full text: Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. (Teil 4 für Unterprima)

Der Verfall der universalen Gewalten 1254—1517 
Derbheit in der Form und können vielfach ihren Ursprung als 
Leistungen von Handwerkern nicht ganz verleugnen. 
Die Hoiz- Die Plastik erlebte im 15. Jahrhundert in der Holzschnitzerei 
Schnitzerei eine hohe Blüte> ^ie [n den Werken des Würzburgers Tilmann 
Riemenschneider und im Schleswiger Altar des Brüggemann bis 
ins 16. Jahrhundert fortdauerten. 
Die Wie der ganze Charakter dieser Werke, so trug auch die Bau- 
Baukunst kunst gotischen Charakter. Es entstanden in den Bischofsstädten 
(Köln, Trier, Straßburg, Naumburg, Wien, Halberstadt) große Kathe¬ 
dralen. Auch die Fürsten erbauten sie vielfach, so in Prag und 
München. Vor allem aber waren es die Bürger, die bei wachsendem 
Wohlstand weithin sichtbare Wahrzeichen ihrer Städte errichteten, um 
so Gott wohlgefällige Werke zu tun. So entstanden die Kirchen in 
Ulm, Nürnberg u. a. Aber auch großartige Profanbauten errichtete 
man’ wie das Schloß von Marienburg, das Rathaus von Braunschweig 
und die der niederländischen Städte. 
§ 150. Das deutsche Bildungswesen am Ausgange des Mittelalters. 
Der ersten Periode der deutschen Universitätsgründungen im 
14. Jahrhundert folgte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts eine zweite 
noch reichere, die besonders in Süd- und Westdeutschland, aber auch 
in den bisher geistig rückständigen ostdeutschen Koloniallanden das 
wissenschaftliche Leben förderte; allerdings fiel die Errichtung der 
brandenburgischen Universität Frankfurt und der kursächsischen 
zu Wittenberg schon in den Ausgang dieser Epoche. 
Universi- Im Alter von etwa fünfzehn Jahren pflegte der „Scholar“ die 
Studium Universität zu beziehen, studierte zunächst unter einem Magister 
in der vorbereitenden „Artistenfakultät“ und wohnte auch in der von 
ihm unterhaltenen Pension (bursa) mit älteren Studenten zusammen, 
denen er zu Diensten verpflichtet war und von denen er sich 
Roheiten aller Art gefallen lassen mußte. Nach mehrjährigem Stu¬ 
dium öffnete sich der Zutritt zu den höheren Fakultäten der Heil¬ 
kunde, der Rechtsgelahrtheit und der Gottesgelahrtheit. Die meisten 
Scholaren begnügten sich, ohne eine Prüfung zu machen, mit einem 
kurzen Universitätsaufenthalt; zur Erlangung angesehener staatlicher 
und geistlicher Ämter wurde aber in der Regel die Würde eines Ma¬ 
gisters oder gar eines Doktors als Vorbedingung angesehen. Der 
wissenschaftliche Geist der Universitäten wurde bis in die zweite Hälfte 
des 15. Jahrhunderts noch ganz durch die Scholastik beherrscht. 
Latein- Die Vorbereitung auf die Universität war Aufgabe der Lat ein- 
sehulen schulen Sie standen als Dom- oder Klosterschulen früher ganz 
unter geistlichem Einflüsse, waren aber seit dem 14. Jahrhundert ent¬ 
sprechend der freieren und reicheren Entwicklung der Städte vor 
allem städtische Bildungsanstalten geworden (Rats- oder Stadt¬ 
schulen). Der Rat ernannte hier den Rektor und gab ihm einen Teil
	        
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