Full text: Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. (Teil 4 für Unterprima)

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Die Gegenreformation und der dreißigjährige Krieg 
durch die Schrecken ihrer „Glaubensakte“ (Autos da fe) alle auf¬ 
strebenden Kräfte im Keim erstickte. So sank Spaniens Bevölkerung 
im 17. Jahrhundert von etwa 8 auf 4^2 Millionen Seelen. 
§ 178. Die spanische Kultur des 16. und 17. Jahrhunderts. Wäh¬ 
rend derart das große spanische Entdeckungszeitalter mit einem voll¬ 
ständigen politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch endete, 
erlebte Spanien gerade im 17. Jahrhundert auf literarischem und 
künstlerischem Gebiete eine wunderbare Blüte. 
Die Die Literatur, von dem italienischen Humanismus nur in der 
Form, nicht im Wesen beeinflußt, verleugnete nie ihr echt spanisches 
Gepräge. Die Romanze blieb beliebt, und unter dem Eindrücke 
des Entdeckungszeitalters und der durch Karl V. über ganz Europa 
getragenen spanischen Machtentfaltung erblühte auch das nationale 
Epos. Vor allem aber kennzeichnete das 16. Jahrhundert der Ritter¬ 
roman und der die Zeitgebrechen geißelnde satirische Schelmenroman. 
Im 17. Jahrhundert erklomm die spanische Dichtung ihre Höhe. 
Cervantes, Während Cervantes in seinem Don Quijote, der den Unfug der 
Lc°aPideron Ritterromane verhöhnen sollte, den Grund zum modernen Romane 
legte, entfaltete sich vor allem das Drama zur Vollkommenheit. Der 
fruchtbare Lope de Vega, Shakespeares Zeitgenosse, wurde der 
Schöpfer unseres heutigen Lustspiels, und Calderoi} (f i6ülLhe- 
hauptet noch heute den Rang als Spaniens^groSter Dramatiker. 
Durch diese Dichter wurde die wohlklingende kastilische Mundart 
zur allgemeinen spanischen Literatursprache erhoben. Auch Portu¬ 
gal, das im 16. Jahrhundert Camoens, den Schöpfer der Lusiaden, 
hervorgebracht hatte, unterlag jetzt ganz dem Einflüsse der spa- 
nischen Dichtkunst. 
Die kunstsinnigen Könige Philipp III. und IV. waren eifrige 
Förderer der Literatur, und unter ihrer Gunst entfaltete auch die 
Malerei ihre schönsten Blüten, obwohl selbst ihr durch die In¬ 
quisition Gesetze vorgeschrieben wurden. Velasquez war vor allem 
ein unübertroffener Bildnismaler. Murillo glich, dem Rafael in Schön- 
Die Malerei heit seiner Gestalten, war aber auch als Maler des täglichen Lebens 
ein Meister. Das hervorragendste Denkmal des strengen Renais- 
Die Bau- sancebaustils war das großartige, mit einem Kloster verbundene 
kunst Königsschloß Escorial, das Philipp II. sich in der Einsamkeit er¬ 
richten ließ. __ 
Frankreich im Zeitalter der Reformation und 
Gegenreformation. 
§ 179. Frankreich unter den letzten Valois. Die Kriege, die 
Frankreich seit 1494 in Italien führte (§ 129), brachten den Ge¬ 
winn und Verlust von Neapel und Mailand. Franz I. behielt nach
	        
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