Full text: Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. (Teil 4 für Unterprima)

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Die Gegenreformation und der dreißigjährige Krieg 
Zugeständnisse machen. Auf dem Gebiete der Architektur erwiesen 
sich die deutschen Fürsten, die sonst die heimische Kunst kaum 
unterstützten, als Mäcene. Zahlreiche Schloßbauten gehören der 
Renaissanceperiode an, als deren vollendetstes Denkmal der um 1560 
entstandene Otto-Heinrichsbau des Heidelberger Schlosses gilt. Da¬ 
neben führten auch die Städte, z. B. Augsburg und Bremen, präch¬ 
tige Rathausbauten aus, und mancher reiche Privatmann ahmte ihr 
Beispiel nach. 
§ 188. Die deutsche Dichtung im 16. und 17. Jahrhundert. Die 
deutsche Dichtung des Reformationszeitalters bewegte sich im 
wesentlichen in denselben Bahnen wie die des ausgehenden Mittel¬ 
alters, wurde aber naturgemäß durch die religiöse Bewegung des 
Jahrhunderts stark beeinflußt. 
Am deutlichsten zeigt dies der Meistergesang; seit der 
Reformation durften nur biblische Texte den Gedichten zugrunde 
gelegt werden und an Luthers Bibelübersetzung wurde die Reinheit 
Hans Sachs der Sprache gemessen. Ein echter Dichter war Hans Sachs (f 1576). 
Seine Stärke lag in seinen Fastnachtsspielen und seinen oft meister¬ 
haften Schwänken, die sich durch Lebendigkeit der Handlung, 
natürliches Gefühl und wahrhaften Humor auszeichneten, so daß die 
nächsten Generationen sehr mit Unrecht über den schlichten Vers- 
schmied spotteten. Dagegen erhoben sich seine beinahe zahllosen 
Meistergesänge vielfach nicht über den Standpunkt inhaltsloser 
Reimereien. 
Auch die Satire blühte weiter. Sie wurde in der ersten Hälfte 
des Jahrhunderts durch den Straßburger Mönch Thomas Murner 
vertreten, einen entschiedenen Gegner Luthers, gegen den sich sein 
witzigstes Gedicht Von dem großen lutherischen Narren richtet. Ein 
Die eifriger Protestant war dagegen sein Landsmann Johann Fis chart 
Satiriker ^ ^er Gelehrsamkeit mit Geschicklichkeit in der Behand¬ 
lung der Sprache vereinigte. In seinem Vierhörnigen Jesuiterhütlein 
griff er den verhaßten neuen Orden des Loyola an, während das 
vielgelesene Glückhafte Schiff von Zürich die merkwürdige Fahrt 
Züricher Bürger zum Schützenfest nach Straßburg beschreibt. Ein 
treffliches allegorisch-satirisches Gedicht ist der Froschmäusekrieg 
des Georg Rollenhagen, 
verfall des Das weltliche Volkslied behauptete bis gegen die Mitte des 
Volkslieds Jahrhunderts seine hervorragende Stellung. Dann ging es zurück. 
Es verlor seine Natürlichkeit und Kraft, und erlag dem Wettbewerb 
Das geist- durch das geistliche evangelische Volkslied, das Kirchenlied. In 
lc ued' s' Luther selbst, in Paul Speratus, Nicolaus Decius, Bartholomäus 
Ringwald u. a. fand dies gewaltige Vertreter. 
Eine große Rolle spielte in dieser Zeit ausgebreitetster Kenntnis 
Dichtung0 der lateinischen Humanistensprache auch die lateinische Dichtung,
	        
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