Full text: Von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 5 für Oberprima)

Die französische Revolution und die Revolutionskriege. 
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der Urwähler wie die der Wahlmänner, faßten ihre Beschwerden 
in längeren Aufsätzen (<cahiers) zusammen. Nach dem Dekret vom 
Dezember 1788 (§ 89) sollten bei den Generalständen die drei 
alten Stände: Geistlichkeit, Adel und Tiers Etat, so vertreten sein, 
daß der dritte Stand ebensoviel Mitglieder hatte wie die beiden 
anderen zusammen. Tatsächlich wurden 285 Edelleute, 308 Geist¬ 
liche und 621 Abgeordnete des dritten Standes gewählt. Doch 
standen von den Gewählten viele Edelleute und fast durchweg 
die Pfarrer, etwa 200, auf der Seite des dritten Standes. 
Am 5. Mai 1789 wurde in Versailles die Versamm¬ 
lung der Reichsstände mit einer Thronrede des Königs und 
einem Finanzberichte Neckers eröffnet, der aber die Finanz¬ 
lage viel zu günstig darstellte. Gegen die Erwartung bestimmte 
die Regierung, daß die Stände in der alten Form nach Ständen 
(;par ordre) und nicht nach Köpfen (par tetes) abstimmen sollten, 
so daß dem dritten Stand sein Übergewicht an Stimmen nichts 
nützte. Dieser verweigerte daher den Eintritt in förmliche Be¬ 
ratungen. Nach langen vergeblichen Verhandlungen mit der Regie¬ 
rung und den anderen Ständen nahm er auf Sieyes’ Rat die 
Prüfung der Vollmachten auch der Adligen und Geistlichen vor, 
als ob die gemeinsame Tagung der drei Stände selbstverständ¬ 
lich sei. Wer beim Aufruf sich nicht meldete, wurde als nicht 
erschienen betrachtet. Darauf konstituierte sich der dritte Stand 
als die Versammlung aller Vertreter der Nation und nahm 
am 17. Juni den Namen Nationalversammlung (assemblee nationale) 
an. Am 20. Juni schwuren die Mitglieder im Ballspielhaus, sich 
nicht zu trennen, bis Frankreich eine Verfassung habe. Das hieß 
die Beseitigung des alten Frankreich und bedeutete den Anfang 
der Revolution. Als Ludwig XVI. in der königlichen Sitzung vom 
23. Juni, der letzten prunkvollen Schaustellung des französischen 
Absolutismus, befahl nach Ständen abzustimmen, widersetzte sich 
der dritte Stand offen (Mirabeau). Da trotzdem ein großer Teil 
des Adels und der Geistlichkeit in die Nationalversammlung eintrat, 
befahl der König am 27. Juni auch den noch übrigen Mitgliedern 
der beiden ersten Stände, gemeinsam mit den anderen zu tagen 
und erkannte so die Nationalversammlung an. Das Königtum 
streckte damit vor dem dritten Stande die Waffen. 
Um die schwere Niederlage auszugleichen, zog die Regierung 
Truppen zusammen. Necker wurde entlassen, und die Stände 
sollten in der Provinz tagen. Indessen wuchs in Paris die Unruhe. 
Die Truppen zeigten sich unzuverlässig und mußten aus der Haupt¬ 
stadt zurückgezogen werden. Da wandte sich das Volk 
gegen die Bastüle. Die geringe Besatzung des Staatsgefäng¬ 
nisses ergab sich ohne eigentliche Verteidigung. Ein Mit¬ 
glied der Nationalversammlung wurde zum Bürgermeister von Paris 
1789 
14. Juli 
Eröffnung 
der Etats 
generaux 
National¬ 
versamm¬ 
lung 
Sturm auf 
die Bastille
	        
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