Full text: Von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 5 für Oberprima)

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Das Zeitalter der Verfassungs- und Einheitskämpfe 
schlagen worden; die italienische Flotte besiegte Admiral Teget- 
h o f f bei L i s s a (20. Juli). Als aber die österreichische Süd¬ 
armee zur Verteidigung Wiens abberufen wurde, drangen die 
Italiener wieder vor. 
am Main Auch die süddeutschen Truppen waren von der preußischen Main- 
armeeunter Vogel v. Falkenstein, dann unter Manteuffel, 
in einer Reihe von Gefechten zurückgedrängt worden, so daß die 
preußischen Truppen Würzburg und Nürnberg erreichten. 
Friede Napoleon III., der gehofft hatte, daß sich die beiden deutschen 
Mächte in einem langen Kriege zerfleischen würden, suchte gleich 
nach der Schlacht von Königgrätz als Vermittler aufzutreten. Öster¬ 
reich hatte ihm Venetien abgetreten, damit er es Italien überlasse 
und dieses vom Bündnis mit Preußen abwendig mache. Bismarck 
hielt es nicht für geraten, Napoleon schroff zurückzuweisen. Unter 
großen Schwierigkeiten setzte er es durch, daß König Wilhelm darauf 
verzichtete, Sachsen oder österreichisches Gebiet zu erwerben. Es 
kam am 26. Juli zum Waffenstillstand von Nikolsburg, dem 
der Friede zu Prag folgte (23. August). Österreich schied aus 
Deutschland aus und verzichtete zugunsten Preußens auf seine 
Rechte auf Schleswig-Holstein. Preußen verleibte außerdem Han¬ 
nover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main ein. Den süd¬ 
deutschen Staaten wurde ein günstiger Frieden gewährt. Am 3. Oktober 
erkannte zu Wien Österreich die Vereinigung Venetiens mit Italien an. 
§ 183. Zeit des Norddeutschen Bundes. Erst durch die neuen Er¬ 
werbungen war Preußen ein in sich zusammenhängender Staat ge¬ 
worden, der von der Memel bis zur Mosel und von der Königsau bis 
zur Oppa fast ganz Norddeutschland umfaßte. Diese Machtstellung 
nutzte Bismarck nicht, wie ihm wohl geraten wurde, dazu aus, den Ab¬ 
solutismus in Preußen wieder einzuführen. Vielmehr bot er dem Land- 
Ende des tag die Hand zur Versöhnung, indem er Indemnität für die ohne ver- 
Kpreißenin fassungsmäßige Genehmigung geleisteten Ausgaben nachsuchte und 
damit das parlamentarische Bewilligungsrecht anerkannte. Das 
am Tage von Königgrätz gewählte Abgeordnetenhaus, in dem die 
neugegründete nationalliberale Partei einflußreich wurde, nahm die zur 
Versöhnung dargebotene Hand an und sprach mit der Annahme des 
Indemnitätsgesuches der Regierung ihr Vertrauen aus (September 
1866). Nun konnte Bismarck an die Lösung der deutschen Frage gehen. 
Zwar durfte er, um Napoleon III. nicht zu verletzen, die süddeut¬ 
schen Staaten Bayern, Württemberg, Hessen-Darmstadt und Baden 
Bündnisse nicht in ein engeres Bundesverhältnis zu Preußen bringen; aber 
^utechen * es gelang ihm, heimlich Schutz- und Trutzbündnisse mit ihnen zu 
Staaten schließen, nach denen ihre Truppen nach preußischem Muster or¬ 
ganisiert werden und im Fall eines Krieges unter den Befehl des 
Königs von Preußen treten sollten.
	        
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