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Das Zeitalter der Kreuzzüge und der Hohenstaufen.
§53.
Die Ritter- Damals bildeten sich die geistlichen Ritterorden aus. Das sichere
orden. ($}^t der Pilger, die von den Häsen aus wieder den heiligen Stätten
zuströmten, und die Pflege der Erkrankten stellten sich als dringend not-
wendige Aufgaben heraus. Um beide zu lösen, wurden die Orden der
Templer und der Johanniter gegründet. Sie bestanden aus Rittern,
die zu den drei Mönchsgelübden Armut, Keuschheit, Gehorsam) das des
Kampfes gegen die Ungläubigen hinzufügten, fowie aus geistlichen und
dienenden Brüdern. Ihre geschlossene Verfassung, der große Reichtum
au Grundbesitz sowohl im Morgenlande als auch in allen Gebieten der
Heimat gab den Hochmeistern der Orden ihre Stelle nicht unter, sondern
neben dem Könige von Jerusalem. — Die Templer trugen als Abzeichen
ein rotes Kreuz auf ihrem weißen Mantel, die Johanniter ein weißes
Kreuz auf schwarzem Mantel.
Zustände in § 53. Lothar und Konrad III. Während die sächsischen und sränki-
Deutschland.^chen Könige erfolglos versucht hatten, ihre Macht auf Kosten der Fürsten
auszudehnen und die Kirche von sich abhängig zu machen, hatten die Fürsten
weitgehenden Anteil an der Regierung erhalten und sich die gewonnene Stel-
luug dadurch gesichert, daß sie jedem Versuche, das Königtum erblich zu
machen, entschieden entgegentraten. Damit wuchs die Bedeutung der großen
Familien; jahrzehntelang bildete der Streit zweier Häuser, der Staufer
und Welfen, den Inhalt der deutschen Geschichte; zugleich stieg für den
König die Bedeutung der Hausmacht, auf der sein Ansehen fortan vor
allem beruhte.
Die Erstarkung des Territorialfürstentums zeigte sich bei der Neuwahl
nach dem Erlöschen des fränkischen Herrscherhauses. Ein Ausschuß von
40 Großen der vier Stämme der Sachsen, Franken (mit den Lothringern),
Schwaben und Bayern wählte 1125 nicht den nächsten Verwandten Hein-
richs V., seinen Neffen Friedrich von Schwaben, sondern den mächtigsten
unter seinen Gegnern zum Könige.
Lothar Lothar von Snpplinbnrg, Herzog von Sachsen (1125 1137),
<1125-1137). hatte in Norddeutschland fast unumschränkt regiert und eigenmächtig die
Marken an der mittleren Elbe vergeben: er war der bedeutendste Ver-
treter des neu aufgekommenen Territorialfürstentums.
Sie Staufer. Eine ähnliche Stellung hatten im Südwesten des Reiches die Brüder
Friedrich und Konrad von Hohenstaufen imte; ihr Vater hatte von
Heinrich IV. das Herzogtum Schwaben und die Hand seiner Tochter
erhalten (vgl. § 49). Obwohl in ihren Hoffnungen auf die Nachfolge im
Reiche getäuscht, erkannten fie Lothar als König an; trotzdem kam es zum
Kriege, der jahrelang ohne Entscheidung hin und her schwankte und zur
Erhebung Konrads zum Gegenkönige führte. Damals vermählte Lothar
seine einzige Tochter Gertrud mit dem Welfen Heinrich dem Stolzen von
Bayern, Friedrichs Schwager, und zog ihn auf feine Seite*). Damit
begann der große Kamps der Staufer (Waibliuger) und Welfen, der zwar
*) Stammtafel siehe Seite 99.