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110. Des Frühlings Herrlichkeit. — 111. Reineke Fuchs.
die einzige, die sich zähmen läßt Da sie ein unschädliches, gutmütiges Tier
ist, so hält man sie in Kisten oder zwischen Doppelfenstern, welche mit Moos,
Steinen und lockerer Erde angefüllt sind. Zur Häutung, die im Sommer
46 mal erfolgt, bedarf sie namentlich des Mooses, in welchem sie beim
Durchschlüpfen die Haut hängen läßt, so daß es ein Leichtes ist, den ganzen
Balg mit jedem Schüppchen und Schildchen unverletzt zu erhalten.
110. Des Frühlings Herrlichkeit.
Oskar von Redwitz.
1. Waldvögelein, wie singst du heut'
so herzig lieb, wie nie zuvor!
Möcht' fliegen ja vor lauter Freud',
ein Vöglein, hoch zu Gott empor!
2
Du liebes Vöglein, sing nur fort,
so lang's vermag die kleine Brust!
Sing von des Frühlings Herrlichkeit;
sing von des Frühlings Lieb' und Lust
3. Und sängest du auch ewig fort,
viel tausend Jahre, Tag und Nacht,
du klönntest singen nie genug —
so schön hat Gott die Welt gemacht!
III. Reineke Fuchs.
Lesebueh von Rein.
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Das liebliche Plingstfest war gekommen. Allo Baume, Hecken
und Blumen blühten, dass es eine Pracht war, und die Vögel
sangen, dass es nur so schallte. Da wollte der Löwe, der König
der Tiere, seinen Geburtstag feiern. Er schickte viele Boten
aus und liess den Tieéren sagen: „Kommt zum Peste!“
Niemand sollte foehlen. Alle, die grossoen und die kleinen
Tiere, wurden eingeladen. Sie kamen aueh alle; Wolt und Bãx,
Dachs und Hase, Katze und Panthertier varen auf dem Peste.
Auch alle Vögel und die Bienen, VWespen und Mücken flogen
herbei. Nur einer fehlte; das war Reineke. der Puchs. Der
Schelm fũrchtete sich, weil er vielo böse Streiche gemacht hatte.
Er hatte die Gans gestohlen und aus dem Hühnerhause den
abn fortgetragen. Dem Bauersmanne hatte er ein Lammchen