§3.
Karl I.
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Landedelmann John Hampden weigerte, das vom Parlamente nicht
bewilligte „Schiffsgeld" zu zahlen und deshalb vor Gericht verurteilt
wurde, geriet die ganze Nation in große Erregung.
Noch mehr erbitterte es die Engländer, bei Karl eine Hinneigung
zum katholischen Bekenntnisse wahrzunehmen. War es ihnen schon ver- nahmen,
dächtig, daß seine Gemahlin Henriette, die Schwester Ludwigs XIII.,
katholisch blieb, so sahen sie in den Änderungen der Liturgie und der
Gebräuche der Hochkirche, die William Land, Erzbischos von Canter-
bury, mit Zustimmung des Königs vornahm, die Vorbereitungen zur
Rückkehr in die römische Kirche. Infolge der schweren Verfolgungen, welche
die Puritaner erleiden mußten, wanderten viele ihrer Familien nach
Nordamerika aus.
Besonders ungünstig war es für Karls Ansehen, daß er auch in Auswärtige
seinen auswärtigen Unternehmungen keine Erfolge errang; ähnlich nehmungen,
wie sein Vater seinen Schwiegersohn Friedrich V. von der Pfalz bei seinem
Kampfe um den böhmischen Königsthron ohne Unterstützung gelassen hatte,
vermochte auch Karl die Eroberung von La Rochelle und damit die
Demütigung der französischen Hugenotten nicht zu verhindern (vgl. § 8).
Als er sich anschickte, auch bei den Schotten eine von Land abge-Mfstand^der
änderte Liturgie einzuführen, griffen diese zu den Waffen und schloffen
zum Schutze ihrer presbyterianischen Kirchenverfassung einen förmlichen
Bund (den Covenant). Demzufolge berief Karl, um sich die Mittel zur
Niederwerfung dieses Aufruhrs bewilligen zu lassen, ein Parlament nach
London (1640), nachdem er elf Jahre lang ohne ein solches regiert hatte.
Aber das Haus der Gemeinen war entschlossen, den Kampf gegen das
absolute Regiment des Königs aufzunehmen. Nachdem das Parlament
nur kurze Zeit getagt hatte, zog Karl es vor, es wieder aufzulösen und
von den Schotten einen Waffenstillstand zu erkaufen. Doch auch in dem
neuen, dem „Langen" Parlamente hatten feine Gegner die Mehrheit. In
ratloser Verlegenheit gab ihnen der König in allen Punkten nach, bewilligte
die meisten Forderungen, ja er unterschrieb schließlich das Todesurteil Straffords
Straffords, der auf Antrag des Unterhauses vor den Lords wegen
Hochverrates angeklagt und von ihnen verurteilt worden war. Auch Laud
wurde zunächst in den Tower geworfen und später hingerichtet; zum
Frieden zwischen König und Parlament kam es trotzdem nicht.
Die Iren hatten die englischen Unruhen auch ihrerseits zu einer Er-Aufstand der
Hebung benutzt und viele der im Lande ansässigen Engländer ermordet. In
London beschuldigte man den König, diesen Aufstand verursacht zu haben.
Das Parlament stellte in der „großen Remonstranz" etwa zweihundert
Beschwerden zusammen, die aus die Forderung einer Verfassungsänderung
hinausliefen, und überreichte sie dem Könige. Da schritt der König zur
Gewalt und befahl, die Führer der Opposition zu verhaften. Als diese
jedoch aus der Haft entkamen und das Volk von London zu den Waffen
griff, begab er sich mit seinem Hofe nach Jork; mit seiner förmlichen Ab¬
lehnung der Vorschläge des Parlamentes begann der Bürgerkrieg (1645).