Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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alle diese Waaren an das Land bringe. Kannitverstan,“ war die 
Antwort. Da dachte er: „Haha, schaut's da heraus ? Kein Wun— 
der, wem das Meer solche Reichthümer an das Land schwemmt, 
der hat gut solche Häuser in die Welt stellen und solcherlei Tuli— 
panen vor die Fenster in vergoldeten Scherben.“ Jetzt ging er 
wieder zurück und stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich 
selbst an was er für ein armer Mensch sei unter so viel reichen 
Leuten in der Welt. Aber als er eben dachte: „Wenn ich's doch 
nur auch einmal so gut bekäme, wie dieser Herr Kannitverstan es 
hat,“ kam er um eine Ecke und erblickte einen großen Leichenzug. 
Vier schwarz vermummte Pferde zogen einen ebenfalls schwarz über⸗ 
zogenen Leichenwagen langsam und traurig, als ob sie wüßten, 
daß sie einen Todten in seine Ruhe führten. Ein langer Zug 
von Freunden und Bekannten des Verstorbenen folgte nach, Paar 
und Paar, verhüllt in schwarze Mäntel und stumm. In der 
Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jetzt ergriff unsern 
Fremdling ein wehmüthiges Gefühl, das an keinem guten Men— 
schen vorübergeht, wenn er eine Leiche sieht, und er blieb mit 
dem Hut in den Händen andächtig stehen, bis alles vorüber war. 
Doch machte er sich an den Letzten vom Zug, der eben in der 
Stille ausrechnete, was er an seiner Baumwolle gewinnen könnte, 
wenn der Centner um zehn Gulden aufschlüge, ergriff ihn sachte 
am Mantel und bat ihn treuherzig um Exküfe. „Das muß wohl 
auch ein guter Freund von Euch gewesen sein,“ sagte er, „dem 
das Glöcklein läutet, daß Ihr so betrübt und nachdenklich mit— 
geht?“ Nannitverstan,“ war die Antwort. Da fielen unserm 
guten Tuttlinger ein paar große Thränen aus den Augen, und 
es ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht ums Herz. 
Armer Kannitverstan, rief er aus, was hast du nun von allem 
deinem Reichthum? Was ich einst von meiner Armuth auch 
belomme: ein Todtenkleid und ein Leintuch, und von allen deinen 
schönen Blumen vielleicht ein Rosmarin auf die kalte Brust oder 
eine Raute. Mit diesen Gedanken begleitete er die Leiche, als 
wenn er dazu gehörte, bis ans Grab, sah den vermeinten Herrn 
Kannitverstan hinabsenken in seine Ruheslätte und ward von der 
holländischen Leichenpredigt, von der er lein Wort verstand, mehr 
gerührt, als von mancher deutschen, auf die er nicht Acht gab. 
Endlich ging er leichten Herzens mit den andern wieder fort, 
verzehrte in einer Herberge, wo man Deutsch verstand, mit gutem 
Appetit ein Stück Limburger Käse, und wenn es ihm wieder 
einmal schwer fallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so 
reich seien und er so arm, so dachte er nur an den Herrn
	        
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