Innozenz III.
119
H 58. Heinrich Tl. (1190 -1197) war 25 Jahre alt, als Friedrich I.
starb. Er war von zartem Körperbau, aber von weit ausschauendem
Geiste und von tatkräftigem Willen erfüllt, ernst und verschlossen; das
Reich wollte er größer und glänzender ausgestalten, als es unter seinem
Vater gewesen war. Schwere Kämpfe standen ihm bevor sowohl in
Deutschland, wo Heinrich der Löwe viele Fürsten gegen ihn aufwiegelte,
als auch in Italien, wo die Normannen ihn nicht als König anerkennen
wollten. Auf seiner ersten Romfahrt wurde er 1191 zum Kaiser gekrönt,
aus Unteritalien dagegen mußte er ohne Erfolg zurückkehren.
In Deutschland kam ihm das Glück zu Hilfe. König Richard
Löwenherz von England nämlich, der es mit den Welfen hielt, wurde
auf seiner Heimreise aus dem Morgenlande in der Nähe von Wien vom
Herzog von Österreich, mit dem er tödlich verfeindet war, gefangen ge-
nommen und an Heinrich VI. ausgeliefert, der ihn auf der Burg Trifels
gefangen setzte und über ihn in Hagenau zu Gericht saß. Er mußte
dem Kaiser ein hohes Lösegeld zahlen und England von ihm zu Lehen
nehmen. Nun unterwarf sich auch Heinrich der Löwe, dessen ältester Sohn
Heinrich sich mit der Staufin Agnes vermählte und dadurch die rheinische
Pfalzgrafschaft erwarb. Er lebte die letzten Jahre seines Lebens in
Frieden auf seiner Burg zu Braunschweig und beschäftigte sich damit,
die alten Lieder und Chroniken der Niederdeutschen zu sammeln.
Nach seinem Siege in Deutschland zog Heinrich nach Unteritalien und
eroberte das Normannenreich. In Palermo hielt er Hof und entwarf die
größten Pläne. Jerusalem wollte er wiedererobern, den Kaiser in Kon-
stantinopel unterwerfen, Sizilien mit Deutschland dauernd verbinden und
die Erbmonarchie im Reich einführen. Keiner dieser Entwürfe kam zur
Ausführung. Die deutschen Fürsten konnte er für den Plan eines erb-
lichen Königtums nicht gewinnen, sie begnügten sich damit, seinen drei-
jährigen Sohn Friedrich zum Nachfolger zu wählen. 32 Jahre alt,
ist der Kaiser in Sizilien gestorben. Mit seinem Tode brach sein ge-
waltiges Reich zusammen.
2. Innozenz III.
1198—1216.
In den zwei Jahrzehnten seines Pontifikats übt Innozenz III.,
begünstigt durch die Zeitverhältnisse, die Oberherrschaft im Abend-
lande tatsächlich aus. Nach der Eroberung von Konstantinopel durch
die Kreuzfahrer und der Errichtung eines lateinischen Kaisertums daselbst
sucht auch die griechische Kirche Anschluß an die römische.
In Deutschland wird die Macht des Königtums durch die
Kämpfe der beiden Gegenkönige zerrüttet: die Entscheidung des
Papstes wird angerufen und damit seine Oberherrlichkeit anerkannt,
das Wormser Konkordat wird preisgegeben, das Reichsgut ver-
schleudert, die großen Fürstenfamilien der Landgrafen von Thüringen,