182
Übergang zur Neuzeit.
Kurfürsten zum römischen König gewählt. Er war edel und ritterlich
gesinnt, der „erste Ritter seiner Zeit" und später als „der letzte Ritter" ge-
feiert; körperlich gewandt und persönlich tapfer, ein leidenschaftlicher Jäger
und trefflicher Schütze, sprachenkundig, voll Sinn für Poesie, für die
Wissenschaften und Künste tätig und sie selber ausübend, aber bei aller
Größe im einzelnen und allem Unternehmungsgeist doch kein Staatsmann
und kein Feldherr, wie ihn die Zeit erforderte. In Deutschland all-
gemein beliebt, war er in seinen politischen Plänen ausschließlich Habs-
burger. Er ist der Gründer der Habsburgischen Weltmacht.
Er vereinigte die sämtlichen deutschen Besitzungen seines Hauses
wieder in seiner Hand, die beiden Österreich, Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol und die Besitzungen in Schwaben, im Breisgau und
im Sundgau. Wien, das unter seines Vaters Regierung von Matthias
Corvinus von Ungarn besetzt worden war, brachte er in den Wirren
nach des Königs Tode wieder an sich. Er erhielt die Anwartschaft auf
die Nachfolge in Böhmen und Ungarn. Das Reich wurde damals von
großen äußeren Gefahren bedroht, von Osten drangen die Türken vor,
von Westen Frankreich und Burgund. Schon 30 Jahre nach dem
Fall von Konstantinopel (1453) kämpfte Maximilian mit ihnen in Kärnten.
In der ganzen Christenheit verbreitete sich der Schrecken ihres Namens,
als jetzt ihre Angriffe auf Ungarn und das Reich begannen.
Das Burgundische Reich und die Gründung der habsburgischen
Weltmacht. Auf dem Boden des ehemaligen Reiches Lothars entstand
im 14. und 15. Jahrhundert ein Zwischenreich zwischen Deutschland und
Frankreich, das Herzogtum Burgund.
Die Herzöge entstammten der französischen Königsfamilie. Ihr ur-
sprüngliches Gebiet lag an den Flüssen Saöne und Rhone. Philipp der
Kühne, der Sohn Johanns von Frankreich, hatte von seinem Vater 1363
das französische Herzogtum Burgund und von Karl IV. die zum
Deutschen Reiche gehörende Freigrafschaft Burgund (Franche comtö) er¬
halten. Durch glückliche Ehen und Erbschaften erwarben seine Nachkommen
fast die sämtlichen Herzogtümer und Grafschaften in den Niederlanden
hinzu. Ihren Einnahmen aus den durch Industrie und Handel blühenden
Städten verdankten sie es, daß sie die reichsten Fürsten Europas wurden.
Schon Philipp der Gute (1419—1467) hatte die Absicht, die ge-
samten Lande zu einem unabhängigen lothringischen Königreiche zu erheben.
Seinem Sohne Karl dem Kühnen (1467 -1477) schien die Verwirk¬
lichung zu gelingen. Er trat mit Friedrich III. 1473 hierüber in Trier
in Unterhandlung; er forderte die Erhebung zum Könige und bot ihm
dafür die Hand seiner Tochter Maria für seinen Sohn Maximilian.
Aber die Begegnung führte zu keinem Ergebnis. Durch die Eroberung
von Lothringen gewann Karl bald darauf die Verbindung zwischen der
Nord- und Südhälfte seiner Besitzungen. Doch verfeindete er sich alle
seine Nachbarn. Schon 1469 hatte er die vorderösterreichischen Gebiete
durch ein Darlehn an sich gebracht und dort einen Statthalter, Peter
von Hagenbach, eingesetzt, der durch seine Tyrannei die Bevölkerung der-