Die Völkerwanderung im 5. n. 6. Jahrh. und die byzantinische Rückeroberung. 53
Zwischen den nie endenden Kriegswirren war seine Regierung eine
Zeit dreißigjährigen Friedens für Italien. Kein Feind nahte den Küsten.
Behaglichkeit des Lebens und Wohlstand hoben sich allgemein. Kirchen
und Paläste wurden erbaut, Wasserleitungen angelegt, ein Teil der Pon-
tinischen Sümpfe ausgetrocknet. Man erzählte, daß Brot und Wein billig
wurden durch seine Regierung, und daß verlorenes Geld im Reiche un-
angetastet auf der Straße liegen blieb.
Die germanischen Könige versuchte Theoderich zu einem engeren
Bunde zu vereinen und fesselte verschiedene von ihnen durch Familien-
Verbindungen an sich.
Gegen Ende seiner Regierung knüpften die unterworfenen Römer mit
den Byzantinern Verbindungen cm; Theoderich mußte Verschwörungen
mit Strenge unterdrücken. Er starb 526 und ist bei Ravenna begraben,
wo sich sein Grabmal aus mächtigen Quadersteinen noch heute aus der
Ebene erhebt. Die Deutschen nahmen Dietrich (Theoberich) von Bern
(Verona) unter die Helden auf, die sie in Sage und Lied verherrlichten.
Auf der Übergewalt seiner Person beruhte seine Herrschaft. Er hinter-
ließ keinen Sohn. Seine Tochter Amalasuntha führte die Vormundschaft
für den zehnjährigen Enkel.
3. Rückeroberungen der Oströmer im 6. Jahrhundert. Unter Justi-
man (527—565) hob sich das Oströmische Reich vorübergehend. Groß-
artige Bauten, wie die Sophienkirche in Konstantinopel, dann die von ihm
veranstaltete Gesetzsammlung, das Corpus iuris, machten seine Regierung,
ebenso bedeutend wie die großen Kriegserfolge seiner Feldherren.
a) Untergang des Wandalenreiches. Belisar, Justiniaus Feld-
Herr, eroberte das Reich der Wandalen, deren spärliche Reste in dem
heißen Klima und dem üppigen Lande verweichlicht waren, und führte
ihren letzten König Gelimer als Gefangenen nach Konstantinopel. Afrika
wurde 534 wieder römische Provinz.
d) Untergang des Ostgotenreiches. Streitigkeiten am Hose zu
Ravenna gaben bald nach Theoderichs Tode den Oströmern Gelegenheit,
sich in Italien einzumischen. Belisar führte den Feldzug gegen den König
Wittges mit raschem Erfolg. Es war dann nur noch ein Teil der Goten,
der unter Totila den Krieg fortsetzte. Rom wurde von ihm toteberge«
nommen, aber nach der Schlacht bei Taginä, in der der König fiel,
schwand die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang. Narses, Belisars
Nachfolger, besiegte Teja am Vesuv (553). Teja, vom Meere abge-
schnitten und dem Hungertode preisgegeben, erlag mit den Seinen im
Verzweiflungskampf. 555 ergab sich Compsa, die letzte gotische Feste.
Seitdem sind die Goten verschollen; aber in vielen Erzählungen lebt der
erbarmungslose Untergang des stolzesten Germanenstammes fort. Italien
trat unter oströmische Herrschaft zurück.
4. Albuin führt die Langobarden nach Italien. 568 besetzten die
Langobarden die Poebene. Aus ihren Sitzen an der unteren Elbe in
der Gegend von Lüneburg waren sie nach Südosten gewandert, hatten