Full text: Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 6)

104 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte. 
sein jüngerer Bruder, ferner St. Just und Lebas und noch etwa 100 
seiner Gesinnungsgenossen. 
Die Herrschaft kam jetzt an die Gemäßigten. Der Jakobinerklub 
wurde geschlossen, die Gefängnisse geöffnet, die Ordnung in Paris durch 
die Jeunesse doree, die Söhne des Mittelstandes, wiederhergestellt, Volks- 
aufstände mit Hilfe der Linientruppen niedergeschlagen. 
1795 wurde eine neue Verfassung verkündet. Die ausübende Ge- 
Walt erhielt ein Direktorium von fünf Mitgliedern, die gesetzgebende Ge- 
walt der Rat der Alten gemeinsam mit dem Rate der Fünfhundert. Beide 
sollten aus Volkswahlen hervorgehen, aber zwei Drittel ihrer Mitglieder 
mußten dem Konvent angehört haben; diese Bestimmung wurde auf- 
genommen, da sich der Bevölkerung von Frankreich eine so große Er- 
bitteruug gegen die Republikaner bemächtigt hatte, daß mau eine Wieder- 
Herstellung des Königtums für möglich hielt. Als sich die Bevölkerung 
von Paris, von den Royalisten aufgewiegelt, gegen diese Beschränkung der 
Wahlfreiheit erhob, schlug der junge General Bonaparte an der Spitze 
der Truppen des Konvents den Aufstand nieder (13. Vendemiaire — 
5. Oktober). Darauf wurden die Wahlen vollzogen, und die Direktorial- 
regiernng trat in Kraft. 
§ 61. Der Krieg der ersten Koalition -1793—1797). Nach der 
Hinrichtung Ludwigs XVI. bildete sich die erste Koalition der euro- 
päischeu Mächte gegen Frankreich, an der England, Holland, Spanien, 
Neapel und andere italienische Staaten, Österreich, Preußen und das 
Reich teilnahmen. Die Österreicher machten Fortschritte in den Nieder- 
landen, wo Dnmouriez im März 1793 bei Neerwinden geschlagen 
wurde und mit dem Sohne des Herzogs von Orleans vor der Rache des 
Konvents zu den Gegnern floh; die Preußen eroberten Mainz zurück. Nach 
der Einschließung von Landau erstürmte der österreichische General 
Wnrmser, ein geborner Elsässer, am 13. Oktober die Weißenburger 
Linien, besetzte Hagenau und näherte sich Straßburg, wo er verwandt- 
schaftliche Beziehungen hatte. 
Da erschienen die Konventskommissare St. Just und Lebas in Straß- 
bürg, gingen mit blutiger Energie gegen deutsche Sympathien und schwäch- 
liche Mutlosigkeit vor und stellten die erschütterten Armeen wieder her. 
Pichegrn wirft im November und Dezember die Österreicher bis zur 
Moder zurück, Ho che besiegt am 22. Dezember ein preußisches Korps 
bei Fröschweiler und Wörth, sodann am 26. Dezember den General 
Wnrmser bei Weißenburg und erzwingt dadurch die Aufhebung der 
Belagerung von Landau. Die Österreicher gehen über den Rhein, die 
Preußen unter die Mauern von Mainz zurück. Inzwischen waren unter 
dem Druck der von allen Seiten drohenden Gefahren in Frankreich alle 
Waffenfähigen vom achtzehnten bis zum fünfundzwanzigsten Lebens- 
jähre auf Befehl des Kouvents ausgehoben worden. Der Kriegsminister 
Carnot gab den zusammenströmenden Menschenmengen ihre Organisation, 
sorgte für ihre Bewaffnung und stellte 600000 Mann ins Feld.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.