Napoleon Bonaparte.
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Im Jahre 1794 gewann der General Jourdan durch den Sieg bei
Flenrns Belgien zurück, während die Preußen im Mai und Septem-
ber zweimal bei Kaiserslautern siegten und trotzdem, durch die polui-
schen Ereignisse abgelenkt, über den Rhein zurückgingen.
1795 eroberten die Franzosen unter Pichegru Holland und grün¬
deten dort die Batavische Republik. Nach dem Sturze des Konvents
schloß Preußen mit dem Direktorium den Frieden zu Basel. Es über-
ließ Frankreich vorläufig seine linksrheinischen Besitzungen und ver-
einbarte mit ihm eine Demarkationslinie, die Norddeutschland und
den größten Teil von Mitteldeutschland vom Kriegsschauplatz als neutral
ausschied. In einem geheimen Artikel willigte der König in die Abtretung
des ganzen linksrheinischen Deutschlands an Frankreich und behielt
sich vor, sür seine Verluste eine Entschädigung rechts des Rheines
zu suchen.
Nach Preußens Ausscheiden wurde der Krieg mit wechselndem Er-
folge fortgesetzt. 1796 wurde ein französisches Heer unter Jourdan,
das von Düsseldorf her in Mitteldeutschland eingedrungen war, von dem
Erzherzog Karl von Österreich bei Amberg und bei Würzburg
geschlagen und gegen den Niederrhein zurückgedrängt und dadurch ein
zweites, das, von Morean und Desaix geführt, bei Straß bürg und
Kehl den Rheinübergang erkämpft hatte und über den Kniebis bis an
die obere Donau vorgedrungen war, zum Rückzug über den Schwarzwald
(durch das Höllental) genötigt. Aber in demselben Jahre erlangten die
französischen Waffen auf dem italienischen Schauplatz durch den General
Bonaparte das Übergewicht.
Napoleon Bonaparte
(geb. am 15. August 1769, gest. am 5. Mai 1821).
Napoleon Bonaparte wurde am 15. August 1769 zu Ajaccio auf
Korsika als Sohn eines unbemittelten Edelmannes aus altem korsischen
Geschlechte geboren. Wenige Monate vor seiner Geburt hatten die Fran-
zosen die Insel in Besitz genommen. Sein Vater, ein feingebildeter Mann,
nahm die Unterstützung des Königs von Frankreich an, um seine Söhne
standesgemäß erziehen zu können. Auf Kosten des Königs besuchte Na-
poleou (1779—1784) das College in Antun und die Kriegsschulen zu
Bnenne und Paris. Hier zeichnete er sich vor seinen Mitschülern durch
seine Vorliebe für Mathematik und Geschichte aus. Beim Ausbruch der
Revolution stand er als Leutnant in einem Artillerieregiment in Valence.
Damals war seine Seele von dem Wunsche erfüllt, Korsika den Franzosen
wieder zu entreißen. Er begab sich in seine Heimat und trat auf kurze
Zeit in ein Freiwilligenbataillon in Ajaccio ein. Aber bald darauf warf
er sich, fortgerissen von der republikanischen Bewegung in Frankreich,
dieser ganz in die Arme, wurde von den Korsikanern mit seiner ganzen
Familie geächtet, ging nach Paris und trat mit den Jakobinern in Ber-
bindung. Bei der Belagerung von Tonlon (1793) legte er zum ersten