fullscreen: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

Ortskunde. 111 
gewinnung oder mit bürgerlichen Beschäftigungen, z. B. mit der Bestattung 
der Leichen. 
An Sagen ist die Gegend nicht sehr reich. Viele knüpfen sich an sogenannte 
Teufelssteine. Diese soll einst der Teufel nach der Kirche geworfen haben; doch 
warf er stets zu kurz. Solche Steine haben meist 4 oder 5 tiefere Löcher, das sollen 
die Fingereindrücke des Bösen sein. Teufelssteine zeigt man am Fuße des Peters- 
berges, bei Hohenturm, Gimritz und Sennewitz unweit Halle. Bei Dölau liegt 
ein besonders großer Stein, den der Volksmund „steinerne Jungfrau", „Nagelstein" 
oder auch „Heidenstein" uennt. Der erste Name erinnert an sein Aussehen und 
der zweite an den Aberglauben, böse Dinge in einen Stein nageln zu können. Der 
Volksmund sagt: „Hier habeu die Heiden einst geopfert". Die Untersuchung hat 
aber ergeben, daß er ein Grenzstein ist. 
In der Gegend von Delitzsch spricht man etwa so: 
A.: Kumme doch mah ha hie! Wu willte denue Heide schunt henn? 
B.: Ich wil zur Kärmesse. 
A.°. Bei wen denne? 
B.: Bei mein' Schwoager in Zwoche. 
A.: Wie lange willte denne bleibe? 
B.: Na, wenn mersch gefalle thut, Dager dreie. 
A.: Giestdenne och su Danze? 
B.: Gunsten is' doch denne kene Kärmesse. 
A.: Laß dersch niche fchlacht bekumme! Griese oach von mähr, vergiß 
nich, härschte! I. Scharr. 
I . Geschichtliches. 
Vor etwa 1200 Jahren eroberten die Slaoen (Sorben) das Gebiet. Sie 
waren Heiden. Um ihr Vordringen nach 0. zu hindern, legten die deutscheu Kaiser 
(Heinrich 1., Otto 1.) Burgen (Eilendurg, Landsberg, Brehna) und Grenzmarken 
an, woran uoch jetzt die Namen Osterland und Vogtland erinnern. Dennoch hielt 
sich hier wendisches Leben noch manches Jahrhundert. Die wendische Dorfanlage 
ist häufig uoch zu erkennen. (Beerendorf, Kletzen, Crensitz, Gollme, Weibelin, 
Paupitzsch, Döbern.) Im allgemeinen kann man annehmen, daß alle auf itzsch, 
witz und witzsch endigenden Namen wendischeil Ursprungs sind und soviel wie 
Häuserreihe bezeichnen. Der älteste Ort des Gebietes soll das Dorf Sausedlitz bei 
Delitzsch sein. Es ist eine alte Opferstätte. Der Name bedeutet soviel wie Ort des 
Ziu. Der letzte Nest zeigt sich in der Tracht und deu ländlichen Festgcbräuchen der 
Alteuburger. Der nördliche Teil des Landes gehörte lange zu dem Königreiche 
Sachsen, kam aber lölö an unser Vaterland. 
G. Ortsknnde. 
^ !l) An bcr ?lUlle. Naumburg (27). Weinbau. Fabriken: Horn-, Elfenbein-, 
Strumpfwaren. Schiffahrt. Baudenkmäler: Dom, Schloß, Rathaus, Kadetten- 
anstatt. Die Schuljugend feiert zum Andenken an die glückliche Rettung der Stadt 
von den Hussiten alljährlich das Kirschfest. In der Nähe liegt die berühmte Fürsten- 
schule Schulpforta. 
Wcitzensels, d. h.? (34). Holzhandel. Fabriken: Maschinen, Papier, Schuhwaren. 
Samenzucht, Obst-, Gemüse- und Weinbau. Brauukohlengrubeu und Sandstein- 
brüche in der Umgebung. Lehrerseminar mit Taubstummenanstalt. In dem Schlosse 
befindet sich jetzt eine Unteroffizierschule. 
Halle, d. h. Salzstadt (1ö0). Die Salzquellen gaben Anlaß zur Gründung der 
Stadt. Acker fruchtbar, deshalb Feld- und Gemüsebau. Fabriken: Maschinen, 
Stärke, Kraftmehl, Tapeten. Buchhaudel und Buchdruckerei. Baumwollenspinnerei, 
Eisengießerei. Schifsabrt und Handel. Baudenkmäler: Moritzburg, der Markt¬ 
platz mit 'Rathaus, Roland-, Händel- und Kriegerdenkmal, der rote Turm, die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.