Full text: Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 6)

200 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte. 
Überall traten in der Umgegend von Paris Freischarenbanden 
auf und hielten die Kavallerieabteilungen in Atem, welche für die Siche- 
rnng der Einschließungsarmee zu sorgen hatten. Am 28. Oktober über- 
fielen die Franzosen das Dorf Le Bonrget im Nordosten von Paris, 
das am 30. Oktober unter schweren Verlusten von der zweiten Garde- 
division wieder genommen wurde. 
Am 27. Oktober sah sich endlich Marschall Bazaine gezwungen, Metz 
und seine Armee (6000 Offiziere und 187000 Mann) zu übergeben. 
§ 114. Die Feldzüge im Spätherbst 1870. Die deutsche Armee, 
die vor Metz gelegen hatte, wurde geteilt. Drei Korps (das 1., 7. und 
8.) unter General von Manteusfel erhielten den Auftrag, nach Com- 
piegne zu marschieren und die Einschließung von Paris im Norden zu 
sichern (Nordarmee, erste Armee). Vier Korps (das 2., 3., 9. und 
10.) unter dem Prinzen Friedrich Karl rückten an die mittlere Loire 
(Loirearmee, zweite Armee). 
Erst jetzt wurde die Belagerung der kleineren lothringischen Festungen 
kraftvoll betrieben und Diedeuhofeu am 24. November, Pfalzburg 
am 12. Dezember genommen. 
Inzwischen war es der Regierung zu Tours gelungen, im Laufe des 
Oktobers an der Loire oberhalb und unterhalb Orleans, westlich von 
Chartres, in der Picardie und bei Ronen bedeutende Truppenmassen 
aufzustellen, und es wurde daher von der französischen Heeresleitung be¬ 
schlossen, zunächst Orleans wieder zu nehmen. Die Bayern räumten 
Orleans, entzogen sich durch einen Nachtmarsch der drohenden Ein- 
schließnng und boten am 9. November nördlich von der Waldzone von 
Orleans bei Coulmiers einer dreifach überlegenen Übermacht des Feindes 
die Spitze; erst in der Nacht gaben sie, unangefochten vom Feinde, ihre 
Stellung auf. 
In der Mitte des Monats wurde aus dem bayrischen Korps und 
zwei preußischen Divisionen eine gesonderte Armeeabteilung unter dem 
Befehl des Großherzogs von Mecklenburg gebildet; sie operierte füd- 
westlich von Paris und wurde am Ende des Monats an die heran- 
rückende zweite Armee herangezogen. Sobald diese vor Orleans einge¬ 
troffen war, fiel in den Tagen vom 27. November bis zum 4. Dezember 
die Entscheidung. Am 28. November wies das zehnte Korps (die Han- 
noveraner) einen Angriff überlegener feindlicher Kräfte in der Schlacht 
von Beanne-la-Rolande (nordöstlich von Orleans) zurück. Am 2. De- 
zember siegte der Großherzog in der blutigen Schlacht bei Loiguy- 
Poupry über Chanzy, am 3. und 4. Dezember eroberte die zweite 
Armee Orleans und warf die hier versammelten Kräfte nach drei ver- 
schiedenen Richtungen auseinander. Inzwischen hatte Chanzy, der tüch- 
tigste von allen sranzösischen Führern, den innern Halt seiner Truppen 
wiederhergestellt und zog der ihm westlich von Orleans entgegenrückenden
	        
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