Full text: Bayerisches Realienbuch

e) Der Deutsch⸗Französische Krieg. 1870 1871. 
Die Ursache und die ersten Siege. 
1. Ursache. Mit neidischen Augen sahen die Franzosen auf die wachsende Macht 
Preußens. Man suchte nach einem Vorwande zum Kriege, und er war bald ge⸗ 
funden. Die Spanier wählten sich nämlich um jene Zeit den Prinzen Leopold 
von Hohenzollern-Sigmaringen, einen Verwandten des Königs von Preußen, 
zu ihrem Könige. Dagegen erhoben die Franzosen heftigen Einspruch. Napoleon III., 
durch törichte Ratgeber aufgehetzt, verlangte vom König Wilhelm, daß er dem 
Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbiete. Es genügte den hochmütigen 
Franzosen nicht, daß der König hierauf erklärte, er habe zu solchem Verbote kein 
Recht; auch das genügte nicht, daß der Prinz aus eigenem Antriebe auf die Krone 
verzichtete. In ihrer Verblendung forderten sie vom König Wilhelm sogar schriftlich 
das Versprechen, daß er die Bewerbung des Prinzen nicht von neuem zulassen werde. 
Entrüstet wies der König den französischen Gesandten Benedetti, der ihm diese 
Erklärung in Ems abforderte, zurück. Von diesen Ereignissen setzte der König Bis— 
marck telegraphisch in Kenntnis. Dieser veröffentlichte die „Emser Depesche“ in 
verkürzter Form, um dem Volke zu zeigen, welche Demütigung man seinem König 
zugedacht hatte. Zwei Tage später beschloß Frankreich den Krieg gegen Preußen. 
19., An 19. Juli traf die Kriegserklärung in Berlin ein, und an demselben Tage, dem 
Juli Todestage seiner unvergeßlichen Mutter, erneuerte der König den Orden des Eifernen 
Kreuzes als Auszeichnung für tapfere Taten. 
2. Rüstung. Der König begab sich sofort nach Berlin, wo er mit lautem Jubel 
begrüßt wurde. Noch in derselben Nacht erteilte er den Befehl zur Mobilmachung 
der ganzen Armee. In wenigen Tagen stand sie gerüstet da. Mit dem Gesange: 
„Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!“ zog 
sie nach Westen. Auch die Süddeutschen (GBayern, Württemberger und Badener) 
griffen begeistert zu den Waffen. So einig hatte man das deutsche Volk noch nie 
gesehen. Napoleon war darüber sehr enttäuscht; denn er hatte bestimmt erwartet, 
daß sich Süddeutschland mit ihm verbünden werde. Es wurden nun drei große 
Armeen gebildet: die erste stand unter Steinmetz an der Mosel, die zweite unter 
dem Prinzen Friedrich Karl in der Rheinpfalz, die dritte unter dem Kron— 
prinzen von Preußen etwas weiter südlich von Landau bis Karlsruhe. Den 
Oberbefehl über das ganze deutsche Heer übernahm König Wilhelm J. von Preußen; 
ihm zur Seite stand Graf Moltke als Generalstabschef und auch der Bundeskanzler 
Graf Bismarck begleitete ihn ins Feld. — Die Franzosen stellten zwei Heere 
auf, das eine unter Bazaine bei Metz, das andere unter Mac Mahon bei 
Straßburg. 
1. 3. Weißenburg. 4. August. Der Kronprinz, in dessen Armee die beiden baye⸗ 
Aug. rischen Armeekorps (unter den Generalen von der Tann und Hartmann) neben 
preußischen, württembergischen und badischen Truppen kämpften, überschritt zuerst 
die französische Grenze und rückte auf Weißenburg los. Auf dem nahen Geis— 
berge hatten sich die Franzosen verschanzt. Unter dem mörderischen Feuer der feind⸗ 
lichen Batterien und Chassepots erklommen die Deutschen, ohne einen Schuß zu 
tun, den Berg und vertrieben die Franzosen aus ihren Verschanzungen. Dann 
ging es auf die Festung selbst los; die Tore wurden gesprengt, und unaufhaltsam 
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