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Kerbtiere.
in kurzer Zeit bis auf die Knochen. Besonders lieben sie süße Säfte von Früchten.
Für den Winter sammeln sie keinen Vorrat ein. Weibchen und Arbeiter, welche allein
den Winter überleben, fallen in Erstarrung.
Der Ameisenbau. Die Waldameisen leben gesellig in einem kunstvollen Bau
aus Sand, Fichtennadeln, Zweigen w. Bei der Wahl des Platzes sind die Tiere sehr
umsichtig. Gewöhnlich liegt er am Fuß eines dichten Baumes, der den Regen abhält.
Die Kegelgestalt des Baues ist sehr zweckmäßig, weil das Regenwasser an den
Seiten rasch abfließt. Der Kegel bildet jedoch nur den oberen Teil der Wohnung.
Auch unter der Erde verlaufen Gänge, Kammern re. nach allen Richtungen. Oft sind
20 Stockwerke mit schiefen Böden vorhanden. Jedes enthält eine große Zahl von Zellen,
welche unter sich in Verbindung stehen. Die Gänge münden mit hallenartigen Öff¬
nungen nach außen. Gegen das Eindringen des Regens und räuberischer Feinde in
diese Öffnungen wird Vorsorge getroffen, indem man sie nach Sonnenuntergang schließt.
Statt des Gewimmels sieht man dann nur einzelne Wachtposten aus und abwandern.
Bei gutem Wetter werden mit Tagesanbruch die Fichtennadeln entfernt, womit die Aus¬
gänge geschlossen waren. Droht Regen, so wird nur ein Teil derselben geöffnet. So¬
bald es regnet, schließt man auch diese wieder.
_ Vermehrung. An einem heißen Tag fliegen Männchen und Weibchen zum
Schwärmen aus. Eine Anzahl von beiden wird aber von den Arbeitern zurückgehalten,
indem sie alle Ausgänge sorgfältig verschließen. Von der Nachkommenschaft der
Zurückgebliebenen wird dann der Staat fortgesetzt. Nach der Paarung verlieren
die Männchen die Flügel. Die Tiere fallen zu Boden und kommen um. Die
Weibchen gründen ein neues Heimwesen. Sie graben sich an einer günstigen Stelle
in die Erde, um ihre Eier abzusetzen. Die Flügel, welche ihnen dabei hinderlich sind,
streifen sie ab. Aus den Eiern entwickeln sich weiße Maden, welche sich in einem
feinen Gespinst verpuppen. Die Puppen werden fälschlich Ameiseneier genannt und
dienen als Futter für Singvögel und Fische. Arme Leute sammeln die Puppen. Sie
legen einen Bogen Papier neben den Bau und stochern in diesen mit einem Stock.
Die Ameisen schleppen daun die Puppen unter das vermeintliche sichere Versteck.
Ameisenstaat. Das Weibchen füttert selbst die erste Brut in der neuen An¬
siedlung und hilft den jungen Arbeitern bei ihrem Werk. Später ruht alle Arbeit
auf den Arbeitern. Sie richten den Bau her und füttern Männchen, Weibchen und
Larven. Die Weibchen erhalten fast ausschließlich den Saft der Blattläuse, die wie
Milchkühe behandelt werden. Besondere Sorgfalt widmen die Arbeiter den Puppen.
Diese werden sogar häufig in die Sonne und wieder zurück in den Bau getragen.
Überhaupt sind die Ameisen in ihren mannigfaltigen Verrichtungen unermüdlich. Ihr
Fleiß ist sprichwörtlich geworden (emsig). In ihrem Staat herrscht musterhafte Ordnung.
Jedes einzelne erfüllt aufs eifrigste seine Pflicht. Die Ameisen sind bösartige Tiere,
als Angehörige eines Staates aber einander sehr zugethan. Feinde greifen sie gemeinsam
an und holen sich auch zu gegenseitigem Beistand herbei.
Verwandte. Nicht alle Ameisen führen so kunstvolle Bauten auf. Die große schwarze Ro߬
ameise lebt in alten Bäumen. In der Erde oder unter Steinen nistet die gemeine Ameise. Sie ist
schwarz, mit braunen Fühlern und Beinen. Die rote Ameise allein hat einen Stachel.
Die Wespen und Hornissen sind Basen der Ameisen. Die Wespen leben gleichfalls gesellig.
Männchen. Weibchen und Arbeiter sind bei ihnen geflügelt. Nur das Weibchen überwintert. Im Frühling
baut es aus gekauten Holzfasern papierartige, sechseckige Zellen und legt in jede ein Ei. Die Larve füttert
sie mit tierischen Stoffen. Tie Wabe liegt wagrccht. so daß die Zellen nach unten offen sind. Die Larven
bängen darin auch mit dem Kopf nach unten. Beim Verpuppen verschließen sie die Zelle durch ein Ge¬
spinst. Zuerst kriechen nur Arbeiter aus. Sie besorgen den Hausbau und die Fütterung der Larven.
Das Weibchen setzt das Eierlegen fort. Später schlüpfe» Weibchen und zuletzt auch Männchen aus. Letztere
sterben bald. Auch die Arbeiter gehen durch Hunger und Kälte zu gründ. Nur einige Weibchen über¬
wintern. Über Schlupfwespen siehe Kohlweißling und Eichel
75. Der Kohlweißling.
Ei und Raupe. Der Juli naht feinem Ende. In Gärten und auf Kraut¬
ländern steht das Kohlgemüse in voller Pracht. Weiße Schmetterlinge mit schwarzen
Flecken schweben darüber hin. Jetzt setzt sich einer auf die Rückseite eines Kohlblattes.
Nach einer Weile flattert er wieder davon. Untersucht man das Blatt, so findet man
ein Häuflein goldgelber Eierchen, die der Schmetterling da abgesetzt hat. Er wieder¬
holt dies Geschäft noch mehrmals und sorgt so für zahlreiche Nachkommenschaft. —