D,e Begründung des Brandenburgisch-preußischen Staates ufto.
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Die Anerkennung der Souveränität, bereit Erwerb ber Kurfürst als einen
großen Gewinn betrachtete, stieß aber auf ben Wiberspruch ber ostpreußi
schen Stänbe, bie bisher in allen Streitigkeiten mit ihrem Herzog an bem
polnischen Oberlehnsherrn einen Rückhalt gefunben hatten. Ihr Wiberstand
würbe von bem Kurfürsten mit Gewalt gebrochen. Der Schöppenmeister
(Bürgermeister) Rohbe (auch Rhobe, Roth geschrieben) von Königsberg
würbe lebenslang gefangen gehalten, imb ber Oberst von Kalkstein, ben
er in Warschau hatte aufheben lassen, enthauptet. In biesem Kampfe ver¬
tritt ber Kurfürst ben Staatsgebanken gegen bie territorialen Gewalten.
Hatten ferner bie Stänbe Gelbleistungen nur unter ber Bebingnng auf¬
bringen wollen, baß sie für ihr eigenes Land verwenbel würben, schatte
sich Die kurfürstliche Regierung schon während des Krieges aus den Stand-
punü gestellt, daß bie einzelnen Länder „Glieder eines Hauptes" (membra
unius capitis) seien und jedes einzelne die Lasten des Ganzen mitzu-
tragen habe. Sie hatte durchgesetzt, daß die Stäude in Kleve einen
Geldbeitrag zu dem Kriege in Ostpreußen leisteten. Nur auf diesem
Wege konnten bie zerstreuten Gebiete zu einem Staatsganzen weiter ent-
wickelt imb ihre Bewohner mit einem kräftigen Staatsbewußtsein erfüllt
werben. In biesen Jahren würben auch bie ersten Schritte zur Ein¬
führung ber Akzise, einer Abgabe auf Gegenstänbe bes Verbrauchs, ge¬
tan, burch bie sich der Kurfürst eine regelmäßige, mit dem Wohlstande
des Landes wachsende, von der Bewilligung der Stände unabhängige
Einnahme sicherte.
§ 27. Der Schwedisch-französische Krieg. Ende der Regierung. Als
im Jahre 1672 die Niederlande von Ludwig XIV. angegriffen wurden,
leistete ihnen der Kurfürst Hilfe, wurde aber zum Friedensschluß zu
Vossem (1673) genötigt. An dem Reichskrieg gegen Frankreich beteiligte
er sich mit 20000 Mann. (Vgl. § 3.)
Aus dem Elsaß, wo er gegen Tnrenne gefochten hatte, wurde er
durch die Nachricht vom Einrücken der Schweden unter Karl Gustav
Wraugel in die Mark abgerufen. Durch ben kurzen Felbzug im Juni
1675. ber in bem Überfall von Rathenow unb ber Schlacht von Fehr-
bellin (28. Juni) seineu Höhepunkt hat, befreite er Braubenburg. In
ben nächsten Jahren eroberte er Pommern mit Stettin, Rügen
imb Stralsund. Der Winterfeldzng in Preußen endete mit der
Vernichtung ber schwedischen Jnvafionsarmee unter Horn vor den Toren
von Riga (1679).
Wie groß auch der moralische Erfolg bteser Kriege war — ber Name
bes „Großen Kurfürsten" würbe in Dentschlanb volkstümlich —, so blieb
boch ber politische Gewinn hinter ben Erwartungen zurück. Lubwig XIV.
nötigte ben Kurfürsten, ber vom Kaiser im Stich gelassen würbe, tut
Frtebeit von St. Germain-en-Laye, ben Schweben Pommern wieber
herauszugeben. Eine auf biesen Frieben geprägte Mebaille trägt als
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