66 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte.
Hannover sichergestellt wurden. Österreich mußte Parma, Piacenza und
Gnastalla an Spanien als eine zweite Seknndogenitnr abtreten; im übrigen
wurde der Besitzstand, wie er vor dem Kriege war, wiederhergestellt.
So war die österreichische Monarchie glücklich aus der gefähr-
lichen Krisis hervorgegangen, dank der Kaiserin und Königin Maria The-
resia, die in einer sast hoffnungslos erscheinenden Lage ihrer Monarchie,
„ohne Geld, ohne Kredit, ohne Armee" einen unbeugsamen Mut bewährte
und den aufgezwungenen Kampf siegreich durchführte. Schon 1745 war
ihr Gemahl Franz Stephan zum Kaiser gewählt worden, und so behaup-
tete Österreich auch seine führende Stellung im Reiche.
Aber hier war doch eine große Änderung eingetreten: eine zweite
Großmacht war entstanden, Preußen. Hatte es bisher keinen deutschen
Fürsten gegeben, der Österreich aus eigenen Kräften hätte Widerstand
leisten können, so mußte es jetzt bei allen seinen Schritten einen ge-
fährlichen Gegner berücksichtigen, der seinen Einfluß auch im Reich aus-
zudehnen trachtete. Der Gegensatz der beiden Großmächte, der deutsche
Dualismus, wie man ihn nennt, bestimmt den Gang der deutschen
Geschichte über ein Jahrhundert. War Preußen für Österreichs Pläne
ein Hindernis, so mußte seine Macht auch für Rußland sehr unbequem
werden, wenn es seine Absicht, sich nach Westen auszudehnen, verfolgte.
Man konnte daher erwarten, daß Friedrich mit seinen Nachbarn um seine
Stellung in der Welt noch einmal werde kämpfen müssen.
Auch das Ringen der Westmächte um den Welthandel, die Seeherr-
schuft und den Besitz der Kolonien hatte noch zu keinem endgültigen Er-
gebnis geführt. Der Aachener Frieden hatte sast alles unentschieden ge-
lassen. Zwischen den beiden großen Gegnern, Frankreich und England,
mußte es nochmals zu einem Waffengange kommen. Es war wahrschein-
lich, daß der wieder ausbrechende See- und Kolonialkrieg mit dem Kriege
aus dem Festlaude zu einem großen Weltkriege verschmelzen würde, wie
dies in den beiden Erbfolgekriegen geschehen war. Tatsächlich dauerte der
Friede nur acht Jahre.
Der Siebenjährige Ärieg. 1756—1763.
Um den Besitz Schlesiens und Preußens Stellung als Großmacht
hat Friedrich II. noch einmal im Siebenjährigen Kriege kämpfen müssen.
Er rüstete sich auf einen neuen Waffengang mit Österreich in den zehn
Friedensjahren von 1746—1756.
H 39. Vorbereitungen zum Kriege. Die Friedenszeit nach dem
zweiten Schleichen Kriege benutzte der König dazu, uach dem Vorbilde
feines Vaters für die Wohlfahrt feines Landes, insbesondere Schlesiens,
zu sorgen und seine Armee zu vergrößern. Er brachte sie ans 150000
Mann und hielt sich nun für stark genug, einen Kampf mit Österreich auch
ohne Bundesgenossen durchfechten zu können.