92 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte.
Tippu Sahib von Maißur (südliches Dekhan), den Lord Wellesley
beendigte (1798); dadurch wurde die Malabarküste englisch. Unter
ihm machte sein Bruder Arthur Wellesley, der spätere Herzog von
Wellington, seine Schule.
Die Entdeckung von Australien durch James Cook (1769—1771)
und die Besitzergreifung von Neu-Südwales (1788) gaben neue Möglich¬
keiten zu kolonialer Ausdehnung.
Das Vorbild der Vereinigten Staaten ermutigte (1779) die Iren
dazu, die Selbständigkeit ihres Parlaments und die Aushebung der Handels-
beschränkuugeu, die jeden wirtschaftlichen Aufschwung der Insel unmöglich
machten, zu fordern. Da sie ihre Forderungen durch die Aufstellung
einer bedeutenden Truppenmacht unterstützten, gab das englische Parlament
nach (1782). Die Französische Revolution rief unter den Iren von neuem
große Aufregung hervor, und ihre Bewegung wurde deshalb noch ge-
fährlicher, weil auch die Führer der Opposition im englischen Parlament,
Fox und Sheridan, mit den Führern der Nationalversammlung in
Verbindung traten, in London demokratische Klubs gründeten und für
allgemeines Stimmrecht und Umwandlung der Verfassung lebhaft tätig
waren.
Erst nach den Gewalttaten des Konvents und der Hinrichtung Lud-
wigs XVI. gewann in England die Gegenströmung die Oberhand. Pitt
schritt mit polizeilichen Maßregeln gegen die Umtriebe in London ein und
erklärte 1793 den Krieg an Frankreich, den England fast ohne Unter-
brechung bis zum ersten Pariser Frieden 1814 fortsetzte.
B. Die Französische Revolution.
§ 57. Frankreich vor der Revolution. Die absolute Monarchie,
die im 17. Jahrhundert ausgebildet worden war, hatte den Wünschen der
Nation entsprochen. Sie hatte die nationale Einigung durchgeführt, in
siegreichen Kriegen die Grenzen des Landes erweitert und sich das größte
Ansehen unter den Nachbarn erworben; Frankreich war das Vorbild für die
andern Staaten geworden, französische Sprache, ftanzösische Sitten herrschten
in Europa.
Aber schon in den letzten Regierungsjahren Ludwigs XIV., besonders
unter den Leiden des Spanischen Erbfolgekrieges, hatte das Königtum viel
von seinen alten Sympathien bei der Bevölkerung eingebüßt.
Sein Nachfolger, Ludwig XV. (1715—1774), hatte das alte An-
sehen nicht wiederhergestellt. Sein sittenloses Leben, die Willkürherrschaft
am Hofe, die unglückliche Teilnahme am Siebenjährigen Kriege, der Ver-
lust des Kolonialbesitzes in Nordamerika, die ungeheure Vermehrung der
Nationalschulden, das alles wirkte zusammen, das Königtum in den Augen
der Nation noch mehr herabzusetzen.
Und gerade damals, in der letzten Zeit seiner Regierung, trat in der
öffentlichen Meinung Frankreichs ein großer Umschwung ein, die Vorliebe