§ 62. Die bildende Kunst.
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zügen fing man in den reich gewordenen Städten an, dies (Studium
mit erneutem Eifer zu betreiben, und im 15. Jahrhundert stellte sich
das ruhmreiche Geschlecht der Medici (spr. Meditschi). Beherrscher der
Republik Florenz, an die Spitze der Bewegung. An ihrem Hofe fanden
die griechischen Gelehrten, die bei der drohenden Türkengefahr und be-
sonders nach der Eroberung von Konstantinopel nach Italien geflüchtet
waren, Aufnahme. Dadurch nahm das Studium des Griechischen
einen neuen Aufschwung, und bald wurden uberall die alten Schrift-
steller gelesen.
3. Der Humanismus in Deutschland. Von Italien aus verbreitete
sich der Humanismus nach den übrigen Ländern. Besonders in Deutsch¬
land wandten sich ihm zahlreiche Gelehrte zu und förderten durch regen
Briefwechsel und Druckschriften ihre gemeinsamen Bestrebungen. Neben
den sogenannten klassischen Schriftstellern studierten sie auch die christ¬
lichen Glaubenswahrheiten des Neuen Testaments im griechischen und
das Alte Testament im hebräischen Urtext.
Weite Kreise des Volkes wurden von den Bestrebungen derHumanisten
ergriffen. Dadurch aber wirkte der Humanismus ungünstig auf die neu¬
hochdeutsche Sprache, die, in den Kanzleien entstanden, durch Luther
ausgebildet und volkstümlich wurde. Denn bei der Vorliebe für das
Lateinische erlangte eine Unzahl von lateinischen Wörtern ein unver-
dientes Bürgerrecht in unserer Muttersprache.
Die Naturwissenschaften. Auch die Naturwissenschaften, nament¬
lich die Sternkunde, wurden auf den bedeutend vermehrten Universi¬
täten seit der Entdeckung Amerikas eifrig gepflegt. Koppernik (Köper-
nikus), ein Deutscher aus Thorn, ein Zeitgenosse Luthers, entdeckte das
wahre Verhältnis der Erde zur Sonne. Seine Berechnungen dienten
dem Gregorianischen Kalender (§25, 6) zur Grundlage. Kepler,
ein Schwabe, entdeckte die Gesetze der Planetenbewegungen (um 1600).
5. Der Aberglaube. Trotz der sich verbreitenden Bildung blühten
auch Sterndeuterei, Goldmacherei und Zauberei neu auf. Durch
das ganze 16. und 17. Jahrhundert herrschte der Hexen glaube. Da man
in den vermeintlichen Hexen todeswürdige Verbrecherinnen sah, entstan-
den die Hexenprozesse.
§ 62. Die bildende Kunst.
Als im 15. Jahrhundert das Interesse für das Altertum erwachte, konnte
sich auch die Kunst diesem Einflüsse nicht entziehen. Aus dem Studium
der alten Bau- und Bildhauerkunst und der Nachahmung der Bauformen