Full text: Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden (H. 2)

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1519.getreten war, bestritt er in öffentlicher Disputation zu Leipzig 1519 
das göttliche Recht des Papsttums und die Unfehlbarkeit der Kirchen- 
Versammlungen. 
In welchem Zusammenhange stehen Buchdruckerkunst und Humanismus mit 
der Reformation? 
§ 65. Reich und Kirche unter Karl Y. 
\. Karls V. (1519-56) Wahl und persönlichkeit. Karl I. von 
Spanien, ein Enkel Kaiser Maximilians und Ferdinands des Katholischen 
von Spanien, war als Erbe seiner beiden Großväter im Besitze eines 
Reiches, „in dem die Sonne nicht unterging". Er und Franz I. von 
Frankreich bewarben sich um die deutsche Kaiserwürde, und beide sparten 
1519. weder Mühe noch Geld. Der Habsburger trug den Sieg davon. 
Karl war in den Niederlanden erzogen. Das Deutsche kannte er 
nur in der dortigen Mundart, und die Wünsche des deutschen Volkes 
auf kirchlichem Gebiete verstand er nicht. Sein Plan war ein einheit- 
liches spanisch-dentsches Reich mit einheitlicher Religion. Doch hinderten 
ihn seine auswärtigen Kriege, den inneren Angelegenheiten seine volle 
Kraft zu widmen. 
1521. 2. Karls V. Kriege gegen Franz I. 1521 begann er den Krieg 
gegen Franz I., da er den Franzosen das von ihnen besetzte Herzog- 
tum Mailand entreißen wollte und die Habsburgischen Ansprüche auf 
das Herzogtum Burgund (§55) erneuerte. Der Kampf, dessen Schau- 
platz meistens Italien war, zerfällt in vier Kriege und^ dauerte im 
1525. ganzen über 20 Jahre. Im ersten Kriege wurde Franz 1525 bei Pavia 
besiegt und gefangen genommen. Er mußte nicht nur Mailand, sondern 
auch Burgund herausgeben. Gleich nach seiner Freilassung aber be¬ 
gann er wortbrüchig den zweiten Krieg. Seine Verbündeten waren die 
1529.Türken, die 1529 Ungarn durchzogen und Wien drei Wochen be- 
lagerten. Doch gelang es weder in diesem, noch in den beiden folgenden 
Kriegen den Türken und Franzosen, den Kaiser, der seit 1532 auch 
von den Protestanten unterstützt war (s. unten), zu besiegen. Schließlich 
1544. mußte Franz 1544 auf Italien verzichten, während Karl seme Ansprüche 
auf Burgund aufgab. 
3. Worms, Wartburg, Wittenberg. Der Kirchenbann, durch den 
1520. der Papst 1520 Luthers Tätigkeit zu lähmen dachte, verfehlte seine 
Wirkung. Luthers Antwort war die, daß er durch die öffentliche Ver- 
brennung der Bannbulle"-) zu Wittenberg 1520 sich endgültig vom 
*) „Weil du den Heiligen des Herrn (Christum) betrübet hast, betrübe und 
verzehre dich das ewige Feuer."
	        
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