Verkehrsgeographie.
Landverkehr.
§ 258. Die Hilfsmittel des Landverkehrs sind nur zum Teil von
den natürlichen Bedingungen abhängig. Je höher die Kultur eines
Volkes steigt, desto mehr entwickelt sich das Bedürfnis nach ausgedehn-
tem und raschem Verkehr, desto mehr verdrängt das vollkommenste aller
modernen Verkehrsmittel, die Eisenbahn, die ursprünglichen Verkehrs-
mittel, die zwar auch durch Straßenbau und Flußregulierungen einer
großen Vervollkommnung fähig sind, aber doch immer mehr auf den
Naheverkehr beschränkt bleiben. Nur die Flußschiffahrt kann mit der
Eisenbahn zum Teil noch im Fernverkehr wetteifern.
§ 259. Den Eisenbahnen sind nur wenige natürliche Schranken
gesetzt. Größere Steigungen als 2-f-0 kann die gewöhnliche Adhäsions-
bahn i) nicht überwinden, sondern nur die Zahnradbahn, die aber wegen
Kostspieligkeit im Weltverkehre bisher noch keine Rolle spielt. Gebirge,
die man nicht übersteigen kann, werden durchbohrt; aber dies ist nur
soweit möglich, als die nach dem Innern der Erde zunehmende Wärme
die menschliche Arbeit gestattet (höchstens bis zu einer Temperatur von
50° C.).
Die Eisenbahn ist eine Erfindung von George Stephenson
(dschordsch stefensn); als ihr eigentliches Geburtsjahr kann 1830 bezeich-
net werden, da die Bahn Liverpool—Manchester dem Verkehre über-
geben wurde; fünf Jahre darauf wurde die erste deutsche Bahn zwischen
Nürnberg und Fürth eröffnet. Seitdem hat das Eisenbahnnetz der Erde
eine erstaunliche Ausbildung erfahren; aneinandergereiht würden die
Die Adhäsion zwischen den Triebrädern der Lokomotive und den Schienen
ermöglicht die Fortbewegung des Zuges. Je größer die Steigung, desto schwerer
muß die Lokomotive sein.