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das Awesta \ welches uns nur in einer späteren, nach Alexander d. Gr.
entstandenen Fassung vorliegt. Nach seiner Lehre scheidet sich die Welt in
ein Reich des Lichtes und der Finsternis (Dualismus). Gott des Lichtes uud
des Reinen ist Orrnuzd, Gott der Finsternis und des Bösen Ahrlman.
Der gute Mensch soll durch Wahrhaftigkeit, durch Arbeit, Urbarmachung des
Landes, Töten giftiger Tiere, überhaupt durch"Gutesthun dem Ormuzd dienen.
Die Religionskenntnis erhielt sich später besonders in dem (medischen?) Stamm
der Magier2. Unter den Sichtgeistern erlangte Mithras hervorragende Be¬
deutung. Sein Dienst drang in der Kaiserzeit auch in das Römerreich ein.
B. Die Meder.
1. Die medischen Teilfürstentümer waren um 800 den übermächtigen
assyrischen Königen zinspflichtig geworden. "-Der erste einheimische König
war Dejöces (um 700). Er soll die Einigung der medischen Stämme
herbeigeführt haben, indem er sich nicht durch Kriegsruhm, fondern durch
feine Gerechtigkeitsliebe die Anerkennung aller Stämme verschaffte.
2. Von seinen Nachfolgern waren Phraortes und dessen Sohn
Kyaxares die bedeutendsten:
a) Phraortes erbaute die feste Hauptstadt Ekbatana.
Die Königsburg von Ekbatana umgaben siebenfache, nach innen immer höhere
Mauern, deren Zinnen 7 verschiedene Farben trugen, entsprechend den Gestirnen:
Sonne, Mond und den 5 damals bekannten Planeten; s. S. 1H.
b) Er uuterwarf die stammverwandten Nachbarvölker: die Baktrer,
die westlich von diesen wohnenden Parther und die Perser.
c) Er befreite das Land von der assyrischen Herrschaft, fiel aber bei
einem Angriff auf Ninive.
3. Kyaxares.
a) Er vertrieb die aus dem Norden kommenden Scythen, welche
Medien wie das übrige Vorderasien überflutet hatten.
In der Abwehr der nomadischen Scythen ist Kyaxares dem deutschen König
Heinrich I. vergleichbar.
b) Er führte gegen Lydien mit Erfolg Krieg uud erweiterte fein
Reich bis an den Halysfluß.
Die Schlacht am Halys (j. Kisil Jrmak) wurde durch eine Sonnenfinsternis3
abgebrochen und der Lyderkönig Alyaites verstand sich zur Abtretung des östl. vom
Halys gelegenen Landes.
1 Auch Zendawesta genannt; Awesta — „Gesetz"; Zend = Erklärung; Zend-
sprache oder altbaftrifch heißt die Sprache des Awesta, die mit dem Sanskrit odcr
Altindischen einerseits, mit dem aus den pers. Keilinschriften bekannten Altpersischen
andrerseits verwandt ist.
2 Erst später bekam das Wort Magier (Magie, magisch) die Bedeutung „Zauberer"
3 Entw, die des 30, Sept. 610 v- Chr. oder'die des 28. Mai 585,