Full text: Abriß der Geschichte des Alterthums (Teil 1)

VI Vorwort. 
Materials noch mehr durch die stete Beziehung des Unterrichts auf die 
Zwecke des wirklichen Lebens zur Nothwendigkeit, und hier zeigte sich Vie- 
les — auch in unseren besten Schulbüchern — als Ballast, der über 
Bord geworfen werden mußte, wenn das Ziel der Fahrt glücklich erreicht 
werden sollte. 
Indem sich aber die praktische Tendenz für den Unterricht ergab, eine 
klare zusammenhangende Uebersicht über den Entwickelungs- 
gang der Menschheit zu liefern, damit durch dieselbe die Grundlage 
einer richtigen Einsicht in die Gegenwart und in die Aufgaben 
der Zukunft gewonnen werde, trat dem Verfasser die neue Gestalt, 
welche unserer gesammten Wissenschaft gegeben wurde, seitdem dieselbe 
praktisch zu werden begann, willkommen entgegen. Es liegt offenbar tief 
in der Richtung der Zeit, die früher vereinzelten Zweige der Wissenschaft 
zu verknüpfen, damit „die Zersplitterung aufhöre und unfer Wissen Frucht 
für unser Wirken trage!" Erst dadurch ist eine „allgemeine Geschichte" 
(Kulturgeschichte, Geschichte der Menschheit) möglich geworden, zu der 
die politische wie die Kirchengeschichte, die Literatur- und Kunstgeschichte zc. 
allmählich den Stoff bearbeitet haben; die heilsamsten Früchte aber ver- 
spricht — nach der Ueberzeugung des Verf. — für die Methode des 
Schulunterrichts in der Geschichte eine stete Beziehung derselben auf die 
Geographie in der Gestalt, welche diese Wissenschaft unter vielseitigem 
Einflüsse der Zeitforderungen durch Carl Ritter erhalten hat. 
Die hohe Bedeutung der Ritter'schen Forschungen für tiefere Ein¬ 
sicht in das Menschenleben ist von den ausgezeichnetsten Männern der 
Wissenschaft wie des praktischen Lebens hinreichend anerkannt; die Methodik 
hat dieselben bisher noch keinesweges genügend benutzt, weder für den 
Schulunterricht in der Geographie selbst, noch in der Geschichte. 
In dem vorliegenden „Leitfaden für Schüler", welchem alsbald ein 
größeres „Handbuch" für Lehrer wie für jeden Gebildeten folgen soll, 
ist ein Versuch gemacht, die Geographie, die zwar gewöhnlich als Hülfs- 
Wissenschaft der Geschichte — doch in einem sehr beschränkten Sinne — 
gilt, zur wahren Grundlage der geschichtlichen Betrachtung zu ge- 
stalten*). Was damit gewonnen werden soll, mag hier nur in der 
*) Die hier angedeutete Methode hat der Verfasser theilweise in einem (auch durch 
den Buchhandel verbreiteten) Programm: „Das Studium der Geschichte, insbe- 
sondere auf Gymnasien, nach den gegenwärtigen Anforderungen von.vr. W. Assmann 
Braunschweig, Verlag von Fr. Vieweg und Sohn, 1847" näher entwickelt. 
Uebrigens glaubt derselbe, um nicht mißverstanden zu werden, hier nur bemerken 
zu müssen, daß er durchaus nicht für eine Vereinigung des geographischen und geschicht- 
lichen Unterrichts in denselben Lehrstunden ist. Wer den Werth der Ritter'schen Be- 
trachtungsweise zu würdigen versteht, wird vielmehr wünfchen müssen, daß die wissen- 
schaftliche Geographie bis zu den höchsten Stufen unserer Lehranstalten ein selbständiger 
Unterrichtszweig bleibe. Die geographischen und geschichtlichen Lehrstunden müssen sich
	        
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