Asien. 2. China. Japan.
11
Südens. Die Eroberer (die sog. 100 Familien) standen auf einer niedrigeren
Cnltnrstufe, als die bisherigen Bewohner der Ebene, welche bereits die Be-
arbeitung des Eisens kannten. Eine größere Gemeinschaft (Staat) wurde
vorzugsweise nöthig, um das vom gelben und blauen Fluß angeschwemmte
Doppeldelta gegen die Strom- und Meerflutheu zu sichern und so für den Acker-
bau zu gewinnen. Bei dem fortdauernden Kampfe mit der Natur ist der
nüchterne Verstand bei den Chinesen (den asiatischen Holländern) vorherr-
schend geworden; Phantasie und Gefühl treten dagegen zurücki). — Die Reli¬
gion hält sich an das Aenßerliche, und dient besonders zur Beförderung der
Staatsordnung; der Himmel wird als der höchste Gott verehrt; der Kaiser,
„Sohn des Himmels", soll die Ordnung des Himmels zum Vorbilde für die
menschliche Gesellschaft nehmen. Selbst der Lauf der Gestirne kommt in Un-
ordnnng, wenn aus des Menschen Brust „das rechte Maß" verschwunden
ist; wenn die Fürsten nicht die Väter des Volkes sind, erfolgt Mißwachs,
Aufruhr 2C.
Schon von dem Gründer des chinesischen Reichs (Fohi) soll die Verehrung
des Himmels, die Ehe, Musik und Schreibkunst (Wortschrift) eingeführt sein,
von dem zweiten Kaiser der Ackerbau (statt des Fischfangs), von der Gemahlin
des dritten der Seidenbau. Unter der Dynastie Tscheu (1122—249 v. Chr.) 1122 bis
wurden auf Grundlage der älteren heiligen Bücher, der King's, insbesondere 249
des Schukiug, durch den PrinzenTscheukong die wichtigsten Verordnungen über
die Staatseinrichtung gesammelt. China, damals das Gebiete des Hoangho,
war ein Feudalreich, das durch die Fehden und Uebergriffe der großen Lehns-
träger arg zerrüttet war. Die Regierung und Verwaltung des Landes wurde
dann unter der Dynastie Tsing (249—210) so geordnet, wie sie noch heute 249 bis
ist. Auch das Schießpulver (zu Feuerwerken), Papierbereitung (aus Bambus- 210
bast?) und Druckerei (mit Holztafeln) wie der Compaß waren in China weit
früher, als in Europa bekannt. Ein rasches Fortschreiten der hier schon früh
entstandenen Cnltur wurde besonders durch die Absperrung von anderen (da-
mals roch rohen) Völkern verhindert, die durch die ganze Natur des Landes
befördert wurde. Denn das weite Reich kann sich selbst versorgen, der Ver-
kehr ist nach der Meeresseite durch furchtbare Stürme, nach der Landseite
durch hohe Gebirge oder räuberische Völker erschwert. Um 240 v. Chr. fand 240
man es nöthig, die Grenzen gegen das innere Hochasien durch eine 300
Meilen lange Mauer (in der Lücke'des Randgebirges nordöstlich vom Hoangho-
Durchbruch) zu schützen. — Unter mehreren, auch späteren, Herrscherhäusern
fand keine Absperrung Statt; ein völliger „Stillstand" der Eutwickelung hat
auch hier niemals geherrscht 2).
Als Reformator trat (gegen 500 v. Chr.) Konz fu tse (Confucius), 500
aus einem altberühmten Geschlechte, auf, der die Kings ordnete, die alte Ratio-
') Recht im Gegensatz zu den Indern; vgl. 0. S. 9.
-) Die hermetische Abschließimg China's wie Japans tfl erst eine Folge der
Missionsthätigkeit der Jesuiten, die, gerade wie in Europa, politische Umtrieoe
anfingen. Japan ging 1638 voran.