Full text: Abriß der Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

Rückblick: Die Deutschen. 
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namen hervor, welche große und dauernde Vereinigungen (früher nur durch 
den Dialekt, jetzt politisch verbunden) bezeichnen: 1) Die G o t h e n, die sich 
erobernd von 0er Ostsee bis zum schwarzen Meer ausbreiteten. 2) Die 
Ala mannen, ein Völkerbund am deutschen Oberrhein (wo lange 
Zeit die Römer die agri decumates — bis zum „Pfahlgraben" von Regens- 
bürg zum Taunus - beherrscht hatten); 3) die Franken, ein Völker¬ 
bund am Unterrhein, in welchem die Chatten, Cherusker und Bataver 
erscheinen; 4) die Sachsen, auf beiden Seiten der unteren Weser, von wo 
sie sich erobernd bis nach Thüringen verbreiteten. Von nun an wieder- 
holen sich immer neue Angriffe Äer Deutfchen gegen das geschwächte 
Römerreich : a) im Osten, wo die G o t h e n Raubzüge über die Donau 
(bis Athen und Sparta) und über das schwarze Meer (bis Ephesus) machen; 
b) im W e st e n, wo die A l a m a n n e n und F r a n k e n allmählich erobernd 
über den Rhein vorrücken, die Sachsen als Seeräuber in Gallien einfallen. 
Seit Constantin dem Großen bestand indeß mit den Gothen ein 5Ojähriger 
Friede, während dessen diese den Arianismus annahmen (Bibelübersetzung des 
Ulfilas); Kaiser Julian wich die Alamannen durch die Schlacht bei 
Straß bürg 357 über den Rhein zurück. Doch fortwährend harrten die 357 
deutschen Völker an R h e i n und Donau, um in das verfallene Römerreich 
einzudringen, das schon längst deutsche Söldner und Ansiedler ausgenommen 
hatte. Es bedurfte nur noch einer Veranlassung, die große Völkerwanderung 
hervorzurufen. 
Die Völkerwanderung, von 375 bis 568. 
1. Den letzten Anstoß zu dem Einbrüche der deutschen Völker in das 
Römerreich giebt (1) die erste Wanderung der Hunnen aus Asien nach 
Europa; diese veranlassen (2) die ersten Wanderungen der W e st g o t h e n, 
und nun dringen (3) verschiedene deutsche Völker vor, wodurch die erste Zer- 
stückelung des weströmischenReiches herbeigeführt wird. 2. Nach 
(1) einem neuen Zuge der Hunnen gegen den Westen, unter Attila, wird 
(2) das weströmische Reich völlig zerstört, worauf (3) mehrere deutsche 
Völker nach einander in Italien eindringen. 
1. ErsteZerstückelungdesweströmischen Reiches, bis 450. 
1. Die Hunnen sind ein mongolisches Reiternomadenvolk, das aus 
dem inneren Hochasien (wegen Uebervölkernng) über dessen Nordwestrand in 
die westlichen Steppen Sibiriens hinabzog. Durch das große Völkerthor 
zwischen dem Uralgebirge und dem kaspischen Meere rückten sie gegen den 
Don vor; noch jenfett dieses Flusses vereinigten sie sich mit den Alanen, 
einem deutschen Volke, und überschritten denselben, der damals für die Grenze 
Europa's galt, 375. Diesseits trafen sie auf die Ostgothen, die über scy- 375 
thische Völker herrschten, nun aber den Hunnen erlagen (König Her-
	        
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