Full text: Abriß der Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

120 Geschichte der neuestell Zeit. I. Von 1789 bis 1815. 
1798 (Februar) und den Papst Pius VI. gefangen nach Valence zu führen (wo er 
August 1799 starb); auch der Schweiz wurde eine neue Verfassung aufgedrungen 
(April) und die „helvetische Republik", gleich den anderen Töchterrepubliken, 
von Frankreich abhängig gemacht (Batavien, Lignrien, Cisalpinien, 
Rom, Helvetien). 
Bald nachher zog Bonaparte, während man eine Landung desselben in 
England besorgte, mit (mehr als) 30 000 Mann über das Mittelmeer nach 
20. Mai Aegypten. VouToulon (20. Mai) segelte er unbehindert nach Malta, welches 
er dem Orden nahm, und erreichte 1. Juli Alexandrien, wo ihn kurz vorher 
Nelson mit der englischen Flotte vergebens gesucht hatte. Nach einem Siege 
über die Mamlucken bei den Pyramiden (Juli) nahm er Kairo und gewann 
die Einwohner durch die Vorspiegelung, daß er für den Islam gegen die Un- 
1. Aug. gläubigen (die Malteser, ja — den Papst!) kämpfe. Am 1. August zerstörte 
dann zwar Nelson die von Brueys ungünstig postirte französische Flotte bei 
Ab ukir (nordöstl. von Alexandria), doch ließ sich Bonaparte dadurch nicht irren; 
er ließ Ober - Aegypten durch D esaix nehmen (Set.) und dämpfte gleichzeitig 
einen Aufstand in Kairo. Als die Türken eine Flotte (in Rhodns) und ein 
Landheer ausrüsteten, zog er zunächst (Anfang 1799) gegen das letztere durch 
die Wüste nach Syrien. 
Inzwischen nährte seine Abwesenheit von Europa hier die Hoffnung, das 
Kriegsglück gegen Frankreich noch einmal herzustellen, während zugleich die 
Uebergriffe der Republik neue Feindschaft gegen sie weckten. Die leidenschaft- 
liche Königin Karoline von Neapel, Schwester der hingerichteten Marie 
Antoinette, wußte im Bunde mit ihren englischen Günstlingen (Acton und Lady 
Hamilton, nach Nelson's Ankunft von Abukir) ihren schwachen Gemahl Fer- 
Nov. dinand zu einer voreiligen Kriegserklärung zu bestimmen (Nov. 1798), wobei 
man die Herstellung des Papstes beabsichtigte und auf die Erhebung des von 
Frankreich geknechteten Sardiniens, wie auf den Beitritt Oesterreichs und Ruß- 
lauds, welche fchon rüsteten, rechnete. Nachdem indeß die Neapolitaner Rom 
rasch besetzt hatten, zwangen die Franzosen dem sardinischen König Karl Ema- 
nnel die Abdankung ab, worauf derselbe nach der Insel Sardinien ging 
1799 (December), und schon einen Monat nachher (22. Jan. 1799) verwandelten 
die Franzosen Neapel, dessen König auf der Insel Sicilien englischen Schutz 
fand, in eine parthenopäische Republik, die übrigens kein Jahr bestand. — 
Alsbald kam es zum zweiten Coalitionskriege, der wiederum von Frank- 
reich eröffnet wurde, als dieses dem deutschen Reich vergeblich zngemuthet hatte, 
das Einrücken russischer Heere in Oesterreich zu hemmen (März). Nach einem 
großartigen Operationsplane rückten Jonrdan und Bernadotte vorn Oberrhein, 
Mafsena durch die Schweiz, Lecourbe von Italien gegen den Bodensee vor, doch 
glaubten sich die Feldherren in Deutschland nicht genug vorn Directorinrn unter- 
stützt und zogen sich nach Erzherzog Karl's Siege bei Stock ach (nahe am 
März Bodensee, in Baden, 25. März) zurück. Damals wurde auch der Congreß zu 
Rastadt aufgelöst, wobei durch allzudiensteifrige Soldaten die französischen Ge- 
April sandten Roberjot und Bonnier ermordet wurden (April). Nicht lange nachher 
4. Juni wurde Mafsena von Zürich zurückgetrieben (4. Juni). Die größten Verluste
	        
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